SING YOUR SONG von Susanne Rostock

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Mit dem Namen Harry Belafonte verband ich vor diesem Film vor allem die angestaubte Plattensammlung meiner Eltern und natürlich den unvermeidlichen Banana Boat Song. Dabei ist die Rolle des stets gut gelaunten Entertainers und hüftschwingenden Frauenschwarms nur eine Facette im Leben des Harry Belafonte. Ob als politischer Aktivist in der US-Bürgerrechtsbewegung an der Seite von Martin Luther King, im Kampf gegen die Apartheit in Südafrika, als Initiator des Projekts "We are the world" oder als Unicef-Botschafter, stets hat Belafonte seine enorme Popularität im Showgeschäft auch ganz gezielt für seine politische Arbeit genutzt. Von dieser engen Verquickung zwischen Kunst und Politik handelt der Dokumentarfilm "Sing your Song" von Susanne Rostock, der gestern in Anwesenheit des 83jährigen Belafontes mit frenetischem Beifall vom Publikum gefeiert wurde.

Der Film folgt einer chronologischen Erzählweise und bietet auf unterhaltsame Weise auch eine kleine Nachhilfestunde zur gesellschaftlichen Entwicklung in den USA ab den 50iger Jahren. Belafonte erzählt selber aus seinem Leben und seine Erzählungen werden untermalt mit historischen Filmaufnahmen und Interviews mit vielen seiner künstlerischen und politischen Wegbegleiter. Nebenbei gibt es natürlich auch viel Musik und Mitschnitte aus seinen Shows und Filmauftritten. "Sing your Song" zieht den Zuschauer durch diese Mischung schnell in den Bann und man staunt immer wieder über die Energie und den Optimismus, mit der sich Harry Belafonte bis heute unermüdlich gegen Ungerechtigkeiten in der Welt einsetzt.

Geboren 1927 in Harlem als Kind eines Matrosen aus Martinique und einer jamaikanischen Hilfsarbeiterin wird Belafonte von Anfang an mit Armut und dem allgegenwärtigen Rassismus konfrontiert. Nach einem Besuch im Theater in dem der Schauspieler und Bürgerrechtler Paul Robeson auftrat, beschliesst er, selber Schauspieler zu werden. Er nimmt Schauspielunterricht bei Erwin Piscators "Dramatic Workshop" und ist in einer Klasse mit Marlon Brando, Tony Curtis und Walter Matthau. Seine Ausbildung finanziert sich Belafonte als Sänger in New Yorker Clubs und er schafft durch den von ihm in den USA bekannt gemachten Calypso-Sound den Sprung in eine große Karriere als Sänger und Entertainer. Ungeachtet seines kometenhaften Aufstiegs, musste der Star jedoch häufig erfahren, was es hieß, im weißen Amerika ein Bürger zweiter Klasse zu sein. Trotz seines Status als Prominenter war es ihm z.B. häufig nur gestattet, Hotels und Veranstaltungsorte über den Hintereingang zu betreten. Die rassistischen Anfeindungen erreichten einen Höhepunkt, als er mit Julie Robinson eine Weiße heiratete. Durch sein intensives politisches Engagement gerät Belafonte außerdem immer mehr ins Fadenkreuz von FBI und CIA.

Wirklich kritische Töne sucht man in "Sing your Song" allerdings vergebens und dass so ein rastloses Leben vermutlich auch einen hohen Preis fordert, wird im Film nur am Rande thematisiert. Wenn die frühere Ehefrau und die Kinder sich in kurzen Statements zu ihrem damals meistens abwesenden Star-Vater äußern, wird an der Art, wie sie die Dinge sagen, schnell klar, dass hier Brüche und Verletzungen geblieben sind. "Sing your Song" ist vor allem und in erster Linie eine durch und durch von Bewunderung getragene Hommage an das Lebenswerk Belafontes, die mit jeder Einstellung weiter an seinem Mythos feilt. Wenn man sich daran nicht stört, kann dieser Film ansonsten uneingeschränkt empfohlen werden als Lehrstück über Courage und Kampfgeist.

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Titel

Orignaltitel

Sing Your Song

Credits

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2010

Dauer

105 min.

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