SILVER BULLETS von Joe Swanberg

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Beliebtes Thema: ein Film wird gedreht und wir Zuschauer beobachten die Leute in unserem Film, wie sie Schauspieler spielen und dann wieder nicht spielen, weil die Kamera (im Film) anhält, aber doch noch sind. Der Regisseur spielt dann einen Regisseur, was in diesem Fall sogar noch eine Ebene mehr bedeutet, weil der Regisseur im Film auch der Regisseur des Films ist. Soweit klar?

Nun geht es aber in SILVER BULLETS sogar um zwei Filme und zwei Regisseure: der eine erfolglos, gefrustet und überkritisch artsy fartsy unterwegs, aber immer mit Knutschen und Rummachen, wenig erkennbarer Handlung und vielen unscharfen, dunkel-hell Bildern; der andere locker, lässig, mit Team und Festivalmeriten ausgestattet recht erfolgreich mit Genre Filmen. In diesem Fall einem Werwolf Film, für den er ausgerechnet die Freundin des anderen Regisseurs als Hauptdarstellerin castet, während der sich die beste Freundin seiner Freundin zur Hauptdarstellerin und damit zu seiner Freundin im Film wählt. Das, plus typisch künstlerische Selbstzweifel und die in der Branche üblichen Abläufe bei Sexualkontakten gibt natürlich Spannungen.

Im Grunde ist es ein Film über das Filmemachen trotz des ganzen Beziehungsrotz. Beide Regisseure (und damit auch Joe Swanberg selbst) redet die ganze Zeit über Zweifel, Ziel und Zweck seiner Filme und seiner Figuren und seiner selbst. Die Masken der Werwölfe sind natürlich „Personas“ (so ja auch der Name des berühmten Bergman Films) dienen hier sogar dazu, endlich mal Gefühle zuzulassen, die sich die Figuren im „richtigen Leben“ nicht zugestehen oder sie nicht zulassen können. So gibt es Küsse mit Maske und Küsse als Figur und eine Pistole von der wir nicht erfahren, ob sie wirklich schiessen kann. Und wenn sie es könnte, wäre sie doch nur eine Pistole in einem Film, unserem Film, also doch unecht. Ein bisschen INCEPTION nur mit Filmemachen statt Träumen - was ja nicht weit auseinander liegt.

Die verschiedenen Ebenen, Reden über den Film, Reden im Film, Küssen im und außerhalb des Films verwischen zusehends. In jedem Fall ist es ein lang wirkender 70 Minuten Film mit viel Halbdunkel und einer spürbaren Sex-Obsession des Regisseurs, ja aller drei Regisseure gewissermaßen. SILVER BULLETS wirkt manchmal wie ein früher Richard Linklater, aber mit Filmgerede anstatt intellektuellem Beziehungsblabla oder Lebensfindungsproblemen.

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Zu Beginn gibt es eine Originalszene aus einem David Foster Wallace Interview. Jenem genialen, aber leider hoch depressiven Autor, der sich vor zwei Jahren das Leben nahm: wenn er sich fragt, warum er noch schreibt, nachdem er festgestellt hat, dass sein Traum Schriftsteller zu sein, erfüllt wurde mit Ruhm und Geld und Anerkennung, dann ist das in Hinsicht auf diesen Film doch ein wenig vermessen. Da ist Swanbeg noch lange nicht.

Silver Bullet läuft in einem Doppel mit einem anderen Joe Swanberg Film: ART HISTORY. Da geht es um ein Filmteam, das Sexszenen dreht, dann aber die Schauspieler wirklich rummachen usw. usf. Gleiches Thema, nur noch verengter und nur in einem Hotel gedreht, wieder viele dunkle Bilder, wieder der Regisseur auch Regisseur IM Film, doch statt Gesprächen über Film, welche über Sex. Der ist sehr bald langweilig, vielleicht auch, weil es hintereinander weg die Gewolltheit manchmal doch nervt. Film eins anschauen und dann raus würde ich empfehlen.

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Titel

Orignaltitel

Silver Bullets/Art History

Credits

Regisseur

Joe Swanberg

Schauspieler

Katw Lyn Sheil

Joe Swanberg

Ti West

Drehbuch

Kamera

Joe Swanberg

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2011

Dauer

144 min.

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