Berlinale Tipps: Berlinaledepression

Keine Frage, die Berlinale ist eine tolle Sache, aber …Hinter diesem aber lauert sie: die Berlinaledepression – in jedem Jahr. Es gibt kein Entrinnen.
Es ist so: Die ersten drei Berlinaletage vergehen wie im Flug. Es läuft, ich sehe jeden Tag zwei bis drei Filme, schreibe zügig Kritiken, die Laune ist gut. Dabei ist es ziemlich egal, ob die Filme gut oder schlecht sind. Denn, hey, was macht mehr Spaß als ein saftiger Verriss.

Dann geht es langsam abwärts. Die Berlinaledepression beginnt mit Zuständen leichter Verwirrung: Wo ist nochmal die Vorführung von dieser Dokumentation über Züge in West-Transylvanien? Arsenal, Cinemaxx, Cubixx? Warum wollte ich die eigentlich sehen und warum zum Teufel um 9.30 Uhr morgens – hab‘ doch heute Nacht noch bis zwei Uhr geschrieben. Um 15 Uhr dann irgendwas Deutsches und um 22 Uhr dieser Film über den Zusammenbruch sozialer und familiärer Strukturen in chinesischen Wirtschaftssonderzonen, der „eindringlich und bedrückend die Absurdität der Globalisierung“ schildert, wie schon die Vorankündigung so, nun ja, eindringlich und bedrückend verheißt. Von diesem bekannten asiatischen Regisseur, dem Dingens.

Schon schleicht sie sich an, die Berlinaledepression. Spätestens am Schreibtisch, wenn ich leider meine eigenen Notizen nicht mehr entziffern kann. „Gut gemacht, Dialog und Bezug auf Stadt aber WICHTIG warum…“ - es folgt Unleserliches.

Der nächste Tag wird härter. Gott, grau draußen. Und dann mittags wieder das alte Essproblem. Spätestens am sechsten Tag wird es dann fast unmöglich, die gesehenen Filme auseinanderzuhalten und natürlich wird die Liste der ungeschriebenen Kritiken immer länger. Beim Warten auf den nächsten Film schlafe ich öfters ein; während des Films nicht, würde ich ja gerne, kann ich aber nicht. Und Blog-Meister Andreas schreibt eine dringende Mail an alle, dass wir mehr auf die Rechtschreibung achten müssen.

Die Leute, die sind auch schlimm. Viele Leute, deswegen kein Sauerstoff im Kino. Kopfschmerzen! Und Hunger oder leichte Übelkeit oder beides. Müde… aber immer weiterschreiben… Diesen Streifen zur Verwirrungen der Adoleszens in Argentinien lass‘ ich sausen. Verwirrt bin ich selber.

Deswegen der Tipp: Weniger Filme gucken. Und trotz allem – ich kann die Berlinale kaum erwarten.

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