MARGIN CALL von JC Chandor

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Und noch ein Film, der uns in der Sprache des Thrillers die große Finanzmarktkrise des 21. Jahrhunderts nahe bringt. JC Chandor hat für sein Spielfilmdebüt MARGIN CALL Stars wie Kevin Spacey und Jeremy Irons an Land gezogen, die ihre Sache sehr ordentlich machen, und zieht auch optisch alle Register: Mit Panoramaschwenks über Manhattan wird nicht gegeizt. Das dramatische Geschehen in einer Investmentbank an der Wall Street wird binnen einer Nacht und eines Vormittages ein Erdbeben auslösen – und Chandor tut uns den Gefallen, die komplexe Materie von den Spezialisten wiederholt so erklären zu lassen, dass auch ein Kind sie verstehen könnte (anscheinend weil sonst der Oberboss auch nur Bahnhof verstünde – oh süße Lügenwelt Hollywood…).

Eine unerwartete Entlassungswelle zwingt den alt gedienten Finanzmarktexperten Eric Dale (Stanley Tucci, sehr sympathisch als stilvoller Geschasster) ein angefangenes Projekt in die Hände seines nicht gefeuerten Angestellten Peter Sullivan (Zachary Quinto, solide) zu legen – nicht ohne vor dem Schließen der Fahrstuhltüren ein „Sei vorsichtig!“ in den Flur zu raunen. Wie sich bald herausstellt, hatte Dale allen Grund für seine Warnung. Der eifrige Sullivan entdeckt während einer Nachtschicht, dass die Investmentbank nicht nur völlig unerwartet am Rande des Ruins steht, sondern auch die gesamte Wall Street ins Wanken bringen wird.

Nun folgen nächtliche Notsitzungen des Führungsstabes – und wieder sind alle Prototypen vertreten: Der leicht depressive, erfahrene Abteilungsleiter mit moralischem Gewissen (Kevin Spacey), das aalglatte Arschloch (Simon Baker), die knallharte Risikoanalystin, die letztlich aber auch über den Tisch gezogen wird (Demi Moore), der ehrgeizige Emporkömmling (Penn Badgley) und, last but not least, der fast schon dämonisch Moral-lose Firmenchef (Jeremy Irons). Es wird geredet, geschachert, verdrängt, über den Dächern New Yorks philosophiert, gezögert und dann doch nachgegeben: Und so nimmt die Katastrophe ihren Lauf.

MARGIN CALL schafft es recht gut, die unpersönliche Logik des Investmentmarktes mit unterschiedlichen Individuen zu verknüpfen und so ein sprödes Thema lebendig zu machen. Das Timing ist gut, die Spannung wird gehalten, tiefer gehende Finanzmarktkenntnisse werden nicht verlangt. Am Ende fragt man sich jedoch, was dieser zusätzliche Film über den großen Crash nun wirklich an Neuem beizusteuern hat. Und das ist: nicht viel.

Kommentare ( 2 )

also...pure unterhaltung...aber das ist ja auch schon mal was : )

Na ja, Unterhaltung. Das war ja fast so didaktisch wie Brecht. Hölzerne Dialoge und alles aufgeblasen mit schönen Bildern und bedeutungvoller Musik. Das Hauptproblem: Keine Figur interessiert einen wirklich und Mitgefühl hat man nur mit dem Hund, der an Leberkrebs stirbt.
Das Ganze retten dann die Schauspieler, besonders Jeremy Irons und Stanley Tucci.

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Titel

Orignaltitel

Margin Call

Credits

Regisseur

J.C. Chandor

Schauspieler

Paul Bettany

Jeremy Irons

Demi Moore

Zachary Quinto

Kevin Spacey

Drehbuch

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2011

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