HOUSE OF SHAME – CHANTAL ALL NIGHT LONG von Johanna Jackie Baier

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Die Stimmung im Kinosaal ist ausgelassen. Piccolöchen und Schnäpse machen die Runde. Man kennt sich. Die Freunde von Chantal und ihrer Party „Chantals House of Shame“ haben das International gekapert. Immer wieder gibt es während der Vorführung spontan Beifall und großes Johei. Für einen kurzen Augenblick ist Berlin wieder das, was es einmal war: die Hauptstadt der Szene und des Underground.

Chantal ist die Transen-Nachtkönigin Berlins. Legendär wurde sie mit der Donnerstags Party im Bassie „Chantals House of Shame“. Der Film über Chantal kombiniert Interviews mit Weggefährtinnen und Mitschnitten von den House of Shame“Live-Acts .

HOUSE OF SHAME – CHANTAL ALL NIGHT LONG lebt mehr davon, was er filmt, als wie er es filmt. Es ist kein sauber durchkomponierter Dokumentarfilm wie THE BIG EDEN, aber gerade das Unperfekte macht ihn sympathisch. Chantals Lebensgeschichte vom Transenstrich in der Frobenstraße zur Szenegröße ist für sich bereits ein großer Filmstoff. Sehr spannend sind auch die Musikmitschnitte. Sie bezeugen, dass „Chantals House of Shame“ zur Heimat eines experimentellen Underground geworden ist, dessen Musikstil sich am ehesten als eine Mischung aus Drag, Gay, Transsexual, Electro und Punk zu bezeichnen lässt.

Für alle, die nicht in der Szene sind, ist HOUSE OF SHAME – CHANTAL ALL NIGHT LONG eine Gelegenheit, mal durchs Schlüsselloch zu schauen. Die große Leistung vom Film und von Chantal ist aber vor allem, eine sehr selbstbewusste, radikale und normale transsexuelle Identität zu zeigen, die jenseits jeglicher Klischees gelebt wird.

Kommentare ( 1 )

Danke für die Rezension, sehr treffend, genauso habe ich den Film gesehen und gefühlt.
Gaby Tupper

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