Halbes Panorama Programm ist bekannt - bunt und spannend

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Die Hälfte des Panorama Programms ist nun bekannt. Mit dabei ein paar alte Bekannte und viele Newcomer, die allesamt in ihren Debuts jemanden auf die Reise schicken, ein beliebtes Thema und ganz psychologisch erklärt vermutlich passendes Lebensgefühl am Anfang einer Filmkarriere.

Viel Action und Thriller gibt es, ein wenig sozialkritisches Autorenkino klassischer europäischer Machart und aus Korea.
Das Spielfilmprogramm ist bis jetzt - anders als in den vergangenen Jahren - auffällig ohne homosexuelle Themen besetzt. Wohingegen sämtliche Dokumentarfilme bis auf den über Mikhail Khodorkovsky mit Homosexualität aus aller Welt zu tun haben.

Der Regisseur von Die Letzte Kriegerin und einem älteren Bond Film, Lee Tamahori, zeigt im Panorama: The Devils Double. Der Film klingt allerdings nach splatteriger Irak-Krieg Rechtfertigung: ein Doppelgänger von Saddams Sohn erlebt Sex&Gewaltorgien im Palast des Diktators. Um zu wissen, was das für Leute waren, braucht man aber nur die Einrichtung der Paläste im Kontrast zum Leben der Leute draußen zu betrachten...

In Bu-dang-geo-rae (The Unjust) von Seung-wan Ryoo geht es um einen Staatsanwalt, der einen Fall wieder aufrollt, in dem jemand offenbar zu unrecht verurteilt wurde. Der Regisseur ist bekannt für seine guten Action-Szenen und berüchtigt für eindimensionale Drehbücher. Mal sehen, wie er diese Talente kombiniert.

Chang-Pi-Hae (Ashamed) von Soo-hyun Kim aus Korea scheint eine typische, Zwei-Verkettungen-verketten-sich-Geschichte zu sein: ein lebensmüdes Mädchen führt ein Model aufs Dach und will sie springen sehen, während sie unten wartet und ein Taschendieb ersticht einen Polizisten und flieht, wird aber von einem abstürzenden Model gestoppt. Dazwischen warten vermutlich traurige Lebensweisheiten.

Noch mehr Panorama:

Der Erstling des jungen, ehemaligen Broadway Tänzers Abe Sylvia Dirty Girl klingt sehr nach einem Erstling, wurde auch als Kursarbeit an der UCLA geschrieben und lief recht erfolgreich auf dem Festival in Toronto: ein schlampiges Mädchen und ein übergewichtiger Schwuler gehen zusammen auf eine Reise und - wen wunderts - verändern sich durch den Trip.

Der Film Fjellet (The Montain) von Ole Giæver aus Norwegen ist ebenfalls ein Road Trip. Diesmal zwei Frauen, die etwas Schreckliches an einem Berg erlebten und nun dorthin zurückkehren. (Facebook Seite gibt Auskunft über einen weiten Filmgeschmack des Regisseurs.)

Der Erstling von John Michael McDonagh The Guard ist ein typischer Polizei-Buddy Movie: ein eher schräger irischer Bulle (der großartige Brendan Gleeson) mit einer großer Schnauze bekommt als Partner einen spießigen FBI Polizisten (den nicht weniger großartigen Don Cheadle) um ein Drogen Schmuggel Ring zu zerschlagen. „"Lethal Weapon" lässt grüßen….

Der Mazedonier Milčo Mančevski wurde 1994 international bekannt mit Pred doždot (Vor dem Regen), der den Goldenen Löwen bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig gewann. Seitdem kam nicht mehr viel.
Im Panorama zeigt er nun Mothers, einen Film mit drei Geschichten und Stilen, Doku und Spielfilm und Drama, ein Sittengemälde Mazedoniens und auf der Metaebene offenbar die gute Debatte um die Wahrheit in der Fiktion.

Schön bizarr und dabei vielleicht auch als Metapher auf Russland zu lesen der Science Ficiton Film Mishen (Target) von Alexander Zeldovich: reiche Russen reisen zu einem verlassenen Astrophysik Gelände irgendwo mitten im Nichts von Russland, weil sie gehört haben, dort werde der körperliche Alterungsprozess gestoppt.

Ein Thriller um Rinderdoping, flämische Nationalisten und Mafia ist der Film Rundskop (Bullhead) von Michaël R. Roskam. Dem Trailer nach eher Fernsehformat, aber das Panorma will dieses Jahr offenbar vor allem spannend unterhalten.

Auch diese Entscheidung dürfte diskutiert werden: der Berlinale Gewinner von 2009, der Brasilianische Filmemacher José Padilha kehrt mit der Fortsetzung seines Siegerfilms Tropa de Elite 2 - o inimigo agora é outro (Elite Squad 2 - The Enemy within) nach Berlin zurück. Schon der erste Teil war aus meiner Sicht nicht ganz „sauber“. Dieser scheint noch tiefer in die unfassbaren Gewaltexzesse dieses Landes vorzudringen, das wir in der letzten Zeit eher aus dem Wirtschaftsteil mit positiven Meldungen kennen: Doch der Terror von Polizeigewalt und Banditengewalt geht weiter. (mehr hier ):

Die tolle Sandra Hüller spielt in dem Debut Spielfilm Über uns das All von Jan Schomburg eine Frau, die sich auf die Suche nach den Gründen des mysteriösen Selbstmords ihres Mannes macht und dabei einer neuen Liebe begegnet. Gibt es eigentlich Debuts, die nicht eine Reise von irgendwem zum Thema haben?

Interessant klingt der österreichische Film Die Vaterlosen von Marie Kreutzer. Das Ganze ist eine moderne Adaption von Tschechows "Platonov": Drei in einer Groß-WG aufgewachsene Geschwister treffen aufgrund des Todes des gemeinsamen Vaters wieder aufeinander. Dann taucht eine weitere Tochter auf, was die eigenartig verbandelten Geschwister auf eine emotionale Reise schickt. Auch hier ist die Reise, wenn auch eher in die Vergangenheit, als an einen Ort, das Thema.

Mehr demnächst....

Kommentare ( 1 )

cooler abriss des ersten panorama-häppchens : )

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