Panorama: Newcomer, indische Rapper und Politik

Von Vampiren und anderen bösen und spannenden und schönen Fremden

Da sind die Erstlinge wie der Film der Israelin Michal Aviad Lo Roim Alaich (Invisible), der laut Haaretz von zwei Frauen erzählt, einer linken Aktivistin und einer Fernseh Produzentin, die herausfinden, beide vom gleichen Mann vergewaltigt worden zu sein. Der ewige palästinensisch-israelischen Konflikt ist hier (hoffentlich) nur im Hintergrund.

In También la lluvia (Even the Rain) hat Berlinale Liebling Gael García Bernal aus einer ganzen Dorfgemeinschaft von Indios Darsteller für ein Eroberungsdrama über Columbus zu casten. Ein Film im Film in klassischer Manier. Hier der TRAILER.

Auch ein Erstling ist der Film der Französin Céline Sciamma, deren Tomboy vom „Heranwachsen eines Jungen im Mädchenkörper erzählt“ (Zitat Berlinale). Auf Filmwebsites hört sich die Geschichte anders an: Ein Mädchen zieht in eine neue Nachbarschaft und findet keine Freunde, bis sie sich als Jungen ausgibt und dabei ein Mädchen kennenlernt, die ihr Geheimnis zunächst nicht erkennt. Beides spannend.

Im französischen Beitrag Dernier étage gauche gauche (Top Floor Left Wing) von Angelo Cianci geht es um die bereits integrierte aber marginalisierte Generation arabischer Jugendlichen - die allerdings in einer Geiselnahme in der Banlieu endet. Hier der TRAILER.

Der häufige Gast Constantine Giannaris, nimmt sich einem politischen Thema an: Bootsflüchtlinge aus Afghanistan, die von einem Ehepaar auf einem Tanker gerettet werden, die eigentlich dabei waren ihre Ehe zu retten. Der Film heißt: Man At Sea und am Ende wird der Hauptdarsteller mit der Vergangenheit, dem Elend der Flüchtlinge und den Unausweichlichkeiten seiner Ehe konfrontiert.

Um Einwanderer geht es auch in Amador des Spaniers Fernando León De Aranoa (León zeigte 1997 Familia im Panorama sowie 2007 einen Beitrag zu Invisibles unter der Produktion von Javier Bardem). Eine junge Frau pflegt eine bettlägerigen alten Mann und die beiden kommen sich näher (sagt imdb). Hier der TRAILER.

Schräg und ganz auf der WellIe von Vampirfilmen ist Iwai Shunjis Vampire. Shunji eröffnete das Panorama 2002 mit seinem All About Lily Chou-Chou. Sein neuer Film erfüllt offenbar nicht die Erwartungen derer, die Twilight, Nosferatu, or Bela Lugosi erwarten. Vampire gibt dem Genre eine neue Bedeutung. Am besten die bei MUBI schauen für den Rest der Synopsis vom Sundance Festival.
 
Der Argentinier Gustavo Taretto will in Medianeras einen Internet-Junkie zurück ins wirkliche Leben holen. Sagt die Berlinale Pressestelle. Bei The Match Factory hört sich das ganz anders an: "Medianeras is the story of Mariana, Martin and the city. Martin and Mariana live on the same block, in opposite buildings. But they don't manage to meet each other. They cross each other, not knowing about the other's existence. She goes up the stairs, he goes down the stairs; he gets on the bus, and she gets off the bus. They are at the same video club, but a video rack stands between them; or they sit in the same row at the cinema, but the room is dark. The city brings them together, and, at the same time, brings them apart."

Social Media gewinnt vermutlich Oscars (mit Social Network). Der Film Life In A Day (von den Produzenten Ridley und Tony Scott) unter der Regie von Kevin MacDonald bastelt aus den digitalen Filmen vernetzter Weltbürger ein Kaleidoskop paralleler Lebenswelten. Ein Tag der Welt aus den Augen der User. Der Film hat einen eigenen Youtube Kanal HIER.
 
Einen Film in 3D gibt es auch: The Mortician des Briten Gareth Maxwell Roberts ist ein Thriller um einen Pathologen, der selbst eiskalt ist, durch einen neuen Mitarbeiter aber gezwungen wird, sich seinen Ängsten zu stellen. Es geht um Tattoos und Kindheitsalbträume, um einen Gangster in der Leichenhalle und ein Kind - sagt Geek Tyrant.
 
Drei Inder zeigen Filme im Panorama 2011:
Vishal Bhardwaj erzählt in 7 Khoon Maaf (7 Sins Forgiven) (TRAILOR) im großen Stil von einer ungeheuren Frauenfigur, die ihre sieben Ehemänner meucheln will. Hindikino zwischen schwarzer Komödie und Thriller und Drama. Religion und Machismo gibt‘s natürlich auch.

Der Regisseur mit dem eigenartigen Namen Q zeigt in seinem Erstling Gandu (Asshole) den Möchtegern-Rapper und Punk Gandu ["Asshole"], In großartigen Schwarz Weiß Bildern die an die Filme und Fotos von Anton Corbijn erinnern ist Asshole eine Art Rap Musical über einen Jungen, der die Liebe zu seinem Leben zeigt, indem er es herausfordert.
Der Film lief bereits auf dem South Asian International Filmfestival. Hier der vielversprechende TRAILER.

Der Brite Phil Cox schließlich lässt in seinem The Bengali Detective den Zuschauer die Stadt Kolkata (aus der der Regisseur Q passenderweise stammt) erleben: Mit den Privatdetektiven, deren Geschäft boomt, weil der Polizei nicht mehr zu trauen ist, durchstreifen wir die Metropole.

Der Amerikaner Braden King zeigt in Here den Ingenieur Will, der in Armenien arbeitet, eine hübsche Rückkehrin kennenlernt und mit ihr durchs Land fährt. Der Film lief ebenfalls in Sundance. Mehr zum Inhalt hier und hier im Interview mit dem Regisseur.

Der japanische Film Byakuyakou (Into the White Night) by Yoshihiro Fukagawa erzählt von einem Polizisten, der einen ungelösten Mord wieder aufrollt. Der Ermittler entdeckt eine Familientragödie. Aber durch nervige und exzessive Flashbacks in die Jungend der Protagonisten werden die psychologischen Hintergründe offenbar überstrapaziert und verwaschen, sagt Nicholas Vroman im El Magazin. TRAILER 

Der italienische Film Qualunquemente von Giulio Manfredonia erzählt von Cetto, der im Ausland gelebt hat, zurück nach Italien kommt und das bekannte Chaos vorfindet. Also geht er in die Politik. Hier der TRAILER und die Website.

Sala samobójców (Suicide Room) von Jan Komasa aus Polen ist eine Weltpremiere. Das polnische Filminstitut schreibt über den Film: Suicide Room erzählt die Geschichte von Dominik, ein normaler Junge: beliebt, seine Freundin hübsch, reiche Eltern, hat die Klamotten und Statussymbole der Jugend. Er trifft online ein gefährliches, „naughty“ Girl und lässt sich von ihr in den „Selbstmordraum“ eines Chats führen. Komasa vermischt reale und virtuelle Welt indem er auch Animation und etwa 20 Minuten CGI einsetzt. Hier der TRAILER.

Der Film Porno Melodrama von Romualdas Zabarauskas hat auch Weltpremiere und ist auf der Berlinale 2010 entstanden. Romas Zabarauskas suchte Unterstützung für seinen Film Porno Melodrama, einen Kurzfilm, der sich mit den schwulenfeindlichen Gesetzen seines Heimatlandes Litauen auseinandersetzt. Beim Teddy Award 2010 trifft er Unterstützer, u.a. Rosa von Praunheim, Klaus Wowereit, Panorama Direktor Wieland Speck und Gloria Viagra, Berlin's berühmte Drag Queen.

Wenig erfährt man über den Film Spring von Hong Khaou aus Großbritannien. Ein junger Mann trifft einen Fremden zum SM Sex und sein Leben wird auf den Kopf gestellt. Nun gut.

Weitere Filme und Trailer bald an dieser Stelle.

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