Sawako Decides von Ishii Yuya

Die junge Sawako hat es nicht leicht. Seit fünf Jahren hangelt sie sich in Tokio von einem trostlosen Job zum nächsten, und ihr derzeitiger Freund ist auch nicht gerade ein Lichtblick. Die Schikanen im Büro und die Luschigkeit des Freundes werden in absurd komischen Szenen zur schrillen Farce eines durchschnittlichen Lebens. Die Chefs und Mitarbeiter im Büro scheuchen die junge Frau durch die Gegend und machen sich aufs Perfideste über sie lustig. Der Freund, ein allein erziehender Vater und erfolgloser Spielzeugdesigner ohne einen Funken von Kreativität, ist seit kurzem zwecks Profilschärfung auf dem Ökotrip und permanent am Pullis stricken. Und Sawako? Die verweigert scheinbar kategorisch jeglichen Widerstand gegen die Umstände. Sie saugt all den Trübsinn um sie herum ergeben in sich auf, bekennt sich in entwaffnender Offenheit zur eigenen Unterdurchschnittlichkeit, schüttet Unmassen von Dosenbier in sich herein, und stolpert einfach weiter durchs Leben. Doch dann muss sie auf einmal überraschend die Muschelfabrik ihres schwerkranken Vaters in der Provinz übernehmen.

Der Regisseur Ishii Yuya schickt seine Heldin nun durch eine Reise in die Vergangenheit, die – natürlich – zur Bewährungsprobe für die Zukunft wird. Sawako muss sich gegen die bissigen Arbeiterinnen in der Fabrik durchsetzen, sie muss sich dem Dorftratsch stellen – als junges Mädchen ist sie mit ihrem damaligen Lover nach Tokio durchgebrannt –, eine schwierige Aussprache mit dem Vater steht an, und der luschige Freund hat sich obendrein nebst kleiner Tochter auch noch an Sawakos Rockzipfel gehängt.

Immer wieder gleitet der Film gekonnt ins Absurde ab. Mitsushima Koichi zeigt als Sawako eine beeindruckende Mischung aus stoischer Ergebenheit, störrischer Verweigerung, Beharrlichkeit und Verletzlichkeit. Einige wunderbar verspielte Ideen bleiben in Erinnerung: Etwa die Firmenhymne, die Sawakos Philosophie gemäß umgedichtet wird, der Gemüsegarten, der mit einem ganz besonderen Dung begossen wird, oder die etwas andere Trauerfeier. Der Film leidet jedoch daran, dass er immer wieder ohne Not die Tonlage wechselt. Die Satire wird an einigen Stellen auf Biegen und Brechen zum Melodram umgepolt, was leider überhaupt nicht funktioniert. Trotzdem: Bei so viel sprühenden und herrlich widerborstigen Ideen kann man sich auf alle Fälle auf den nächsten Film des 1983 geborenen Regisseurs freuen.

Kommentare ( 2 )

Schon bizarr, diese japanischen Filme. Immer auf der Berlinale gucke ich ein oder zwei und habe immer das Gefühl, sie nicht zu verstehen. Sind die melodramatischen Szenen nicht einfach hysterisch überspitzte Satire? Wahrscheinlich nicht, aber es ist unmöglich, sie ernst zu nehmen. All diese extremen Gesten und Symbole, die ich nicht entschlüsseln kann. Am Ende bleiben einige schöne Momente und viel Nichtverstehen, was ich aber nicht dem Regisseur ankreiden kann.

Ich denke, das Publikum ist auf seine Kosten gekommem. Mehr oder weniger läuft es heutezutage überall so ab. Auch so, wenn ich mich mit meiner Tochter unterhalte.

Der junge Regisseur kann zufrieden sein, auch wenn er immer wider sagen läßt, "Ich bin um eine Stufe schlechter als mittelmäßig".

Nur die Studentin mit der Dioxin-Untersuchung etwas zu kurz gekommen, aber it's OK.

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Titel

Orignaltitel

Kawa no soko kara konnichi wa

Englischer Titel

Sawako Decides

Credits

Regisseur

Ishii Yuya

Schauspieler

Kira Aihara

Masashi Endo

Ryo Iwamatsu

Hikari Mitsushima

Kotaro Shiga

Land

Flagge JapanJapan

Jahr

2009

Dauer

112 min.

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