Wortkaskaden und Scherengeklapper
Glebs Film existiert nur im Kopf von Gleb Lenz. Gleb hat einen kleinen Friseurladen in einem einfachen Backsteinsiedlung in Hamburg-Altona. Seine Kunden sind vor allem Rentner oder genauer gesagt vor allem Rentnerinnen. Glebs Leben könnte eigentlich ziemlich einförmig und langweilig sein, aber Gleb Lenz hat Phantasie: Er spricht mit den Menschen unter den Hauben nicht über das Wetter und die neuesten Katastrophen in den europäischen Königshäusern, sondern erzählt ihnen die Geschichte seines Films.Regisseur Christian Hornung hat per Zeitungsannonce nach jemand gesucht, der eine Idee für einen Film hat und darüber berichtet: Eigentlich wollte er drei bis vier Geschichten dokumentieren, aber mit Gleb hat er den geborenen Erzähler und damit das alleinige Zentrum seines Films gefunden. Der Friseur, vor 20 Jahren aus Weißrussland nach Deutschland gekommen, ist von einer geradezu barocken Beredsamkeit. Mit leichtem Akzent fabuliert er von einem einsamen Mann, einer einsamen Frau und ihren Sehnsüchten. Natürlich will Gleb die beiden zusammenbringen, aber der Weg dorthin ist verschlungen. Als Zuschauer erleben wir mit, wie Gleb sein mündliches Drehbuch an seinen Kunden ausprobiert und mit ihnen diskutiert.
Christian Hornung hat eine ebenso passende wie intelligente Struktur für seinen Dokumentarfilm gefunden: Er zeigt nur die Gespräche Glebs mit seinem Publikum auf dem Frisierstuhl. Es gibt keine Interviews oder klassische „Talking Heads“-Situationen. So setzen Hornung und sein Kameramann Karsten Krause (Kompliment: trotz der vielen Spiegel ist Krause nie im Bild zu sehen) einen Erzählstrom durch gekonnte Schnitte in Bilder um, mit seinen Wiederholungen, seinen Brüchen und dem Kreisen um das Thema Einsamkeit. Ein charmanter, kleiner Film.
Kommentare ( 2 )
Kleine Korrektur: Mein Vorname ist- Gleb, Nachname- Lenz! und somit Herr Lenz....Sonst genau richtig!
Posted by Gleb Lenz | 26.02.10 01:04
Entschuldigung Herr Lenz!
Ich habe es korrigiert und wünsche kreatives Schneiden und weiter Phantasie für Ihre Geschichten.
Posted by Steffen Wagner | 16.03.10 21:32