I‘m in trouble von So Sang-min

Och neeee…, macht ihr ruhig...

Im letzen Jahr gab es den Treffer-Film Wir sind schon mittendrin über ein paar deutsche Thirty-Somethings, die Weg und Ziel noch immer nicht ganz finden konnten und einfach ihren wechselnden Ideen folgen - sich dabei aber dem Vorwurf aussetzen, nicht erwachsen (was immer das heißt) werden zu wollen.
Wie dieser koreanische Film zeigt, ist das Phänomen offenbar international: Sun-woo ist ein Dichter mit Uniabschluss, den man im gesamten Film nicht schreiben sieht, stattdessen viel trinken, rumstoffeln, schlafen, schlafen, schlafen und mit den Frauen nicht zurecht kommen. Außerdem kniet er im Verlauf des Films einige Male und muss sich auch auf andere Arten bei Freunden und Fremden entschuldigen.

Seine Freundin Yuna macht Schluss mit ihm, er will sie zurück, aber irgendwie auch nicht so richtig - weil er nichts so richtig will. Aber Alleinsein ist auch doof. Der Schlüsselsatz des Films kommt von ihr: Immer wenn ich dir fern bin, verlangst du nach mir, und wenn es ernst wird, ist es dir zu eng. So geht es dem traurigen Helden mit allen Dingen des Lebens wie es scheint.

Der Film ist voller witziger Dialoge und starker Figuren. Aber Sehnsüchte bleiben bei allen unerfüllt - nur dass alle außer Sun-woo deswegen nicht das Arbeiten für sinnlos halten und sich dem Alkohol und Schlaf hingeben und darauf warten „dass etwas passiert“.
Von seinen Freunden schon mit seiner Künstlerexistenz aufgezogen („Wir sind nicht in Europa, du kannst hier nicht vom Dichten leben!“) bleibt sich Sun-woo aber treu: er versucht eine Weile offenbar ernsthaft seine Freundin zurückzubekommen, schafft es auch halb, aber eben nur halb, dann ist sie wieder weg, und er versucht‘s mit einer anderen, die ihn anhimmelt, das ist dann aber wieder zu viel. Also zurück zur Trink/Schlafroutine.

„Ich möchte, dass mein Leben Dichtung ist, nicht das die Dichtung mein Leben bestimmt“, sagt er irgendwann den Satz aller Romantiker und Kicks-Sucher dieses Planeten, deren Leben aber trotzdem voller Kompromisse, Enttäuschungen und Alltag sein wird. Bald gänzlich ohne Erwartungen, kann Sun-woo auch nicht mehr enttäuscht werden. Ein Narzist wie er im Buche steht, der nichts durchzieht, nichtmal seine inszenierten, romantischen Aktionen (eine Nacht unter dem Fenster der Angebeteten wachen).

Am Ende findet er dennoch in einem Moment, in dem er handeln muss sein Herz, er wird sogar zu so etwas wie einem Helden dabei. Alles wird (erstmal) gut und er hatte somit doch recht: irgendwann passiert schon was. Man spürt sogar so etwas wie einen Wandel in der Figur.
Es ist eine echte Leistung des jungen Regisseurs einen solch schönen Film mit einer derartig laschzockerischen Figur wie Sun-woo zu schaffen. Er sagte, dass er romantische Filme nicht mag und stattdessen einen machen wollte, der die Geschichte eines Mannes mit schwachen und verletzlichen Emotionen zeigt, und nicht die typische von zwei Liebenden, die gegen alle Widerstände und mit starkem Willen erreichen, was ihr Herz diktiert. Das ist dem Regisseur gelungen.

Kommentare ( 1 )

Die Liebe ist die größte "Probe" im Leben.Verpasst du den Moment der Erkenntnis, musst du viele Wege gehen und vielleicht hast du Pech und es ist zu spät."Männer!" denken immer, sobald es ernst wird, verlieren sie die Freiheit.
Den Film muss ich sehen!

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Titel

Orignaltitel

Na-neun gon-kyeong-e cheo-haet-da!

Englischer Titel

I’m in Trouble!

Credits

Regisseur

So Sang-min

Schauspieler

Jeong Ji-yeon

Lee Seung-jun

Min Sun-wook

Land

Flagge Republik KoreaRepublik Korea

Jahr

2009

Dauer

98 min.

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