En Familie (Eine Familie) von Pernille Fischer Christensen

Ausgebacken

Ditte stammt aus einer alten dänischen Familie die über Generationen ein Bäckereiimperium aufgebaut hat. Sie ist der Liebling ihres Vaters, dem Chef der Betriebes, selbst Galeristin und bekommt ein Jobangebot für New York. Am gleichen Tag stellt sie fest, sie ist schwanger von ihrem Freund, einem Künstler. Das ist die Ausgangsposition. Dann erfahren wir noch, dass ihr Vater gerade eine Krebstherapie überstanden hat, aber nun als geheilt gilt. Ditte entscheidet das Kind abzutreiben, N.Y. mit ihrem Freund soll die Zukunft sein. Es gibt noch eine Schwester und zwei deutlich jüngere Halbgeschwister, weil ihr Vater nochmals heiratet. Eine Patchworkfamilie, die offenbar leidlich funktioniert, so richtig erfährt man das nicht. Alles normal, bis Vattern doch wieder Metastasen hat und diesmal nur auf sein Ende warten kann.

Der Vater will vor seinem Ableben den Nachlass regeln und, dass Ditte den Betrieb übernimmt. Ditte ist nicht nur hin- und hergerissen zwischen ihrem Freund, der weiter nach N.Y. möchte, während sie dem Vater bis zum Schluss beistehen will, sondern sie muss auch die Erwartungen des Vaters enttäuschen - Backwaren sind nicht ihr Leben. Die neue Frau des Alten kann nach einem Jahr Hauspflege nicht mehr und weigert sich zunächst seinen Wunsch zu erfüllen, zu Haus zu sterben. Das sind die einzigen Konflikte im Film. Die anderen Familienmitglieder spielen im wahrsten Sinne des Wortes nur Nebenrollen. Alles ist recht undramatisch und ruhig in Szene gesetzt. Es gibt keine "filmreifen" Sätze, sondern knappe Gespräche, alle zeigen ihre Enttäuschung ehr durch Schweigen oder sich Wegdrehen, ein zwei bittere Worte.

Obwohl man das Leiden der Familie durch das beginnende Siechtum des Patriarchen versteht, berührt es nicht. Die Schlussszenen, wenn wir seinem Tod beiwohnen, dem minutenlangen Warten auf den letzten Atemzug, während die Familie um sein Bett versammelt ist, wirken wie im luftleeren Raum, weil über den Film hinweg zu keiner der Figuren emotional Anknüpfungspunkte geschaffen wurden.
Vor lauter Zeitlassen und Dialogvermeidung bleiben die Figuren allzu distanziert, laden nicht zur Identifizierung oder Ablehnung ein, sind einfach Leute, die mit dem Tod eines Verwandten klar kommen müssen. Doch der Alte ist in den 90 Minuten nicht auch unser Verwandter geworden oder die Trauernden nicht Personen, mit denen wir wirklich mitfühlen oder bangen, was nun wohl aus dieser Familie wird. Es ist eine fremde (fremdgebliebene) Familie, von der man erzählt bekommt.

Kommentare ( 6 )

Radio1 berichtet von Tränen im Publikum. Andere Leute hat es wohl mehr mitgenommen. Möchte den Film auf jeden sehen, wenn er im Kino läuft.

Mich hat der Film auch nicht überzeugt. Die Darstellung des Liebens und Leidens einer dänischen Hoflieferantenfamilie blieb an vielen Stellen zu plakativ, die Figuren kamen einem nicht wirklich nahe.

Also ich bin nach 30 min raus. War nicht auszuhalten. Pure Langeweile! War mir wohl zu intellektuell, sorry.

Eindrücklicher Film; hat mich sehr berührt.

Super Film der sehr genau gezeichnete Charaktere zusammenbringt

war schon interessant, dass bei nicht einem der 4 Kinder von klein an das Interesse am Bäckerei-Familienbetrieb geweckt wurde.
Aber warum war am Schluß alles offen, ob die Tochter nun nach NY geht oder doch die Bäckerei übernommen hat?

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Titel

Orignaltitel

En Familie

Deutscher Titel

Eine Familie

Englischer Titel

A Family

Credits

Regisseur

Pernille Fischer Christensen

Schauspieler

Pilou Asbaek

Jesper Christensen

Lene Maria Christensen

Anne Louise Hassing

Line Kruse

Land

Flagge DänemarkDänemark

Jahr

2010

Dauer

102 min.

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