Berlinale 1999

Diesmal scheint's zu klappen. Ein Jahr vor der Jahrtausendwende, vor dem Umzug an den Potsdamer Platz (nach langem, langem Gezerre) stimmen Atmosphäre und Filme quer durch die Sektionen, die Politik schaut genauer auf die Berlinale und scheint zu wissen, was sie daran hat, ein Bundeskanzler sitzt im Kino.
Natürlich auch die gewohnheitsmäßige Schelte für dies und jenes oder gleich die ganze Berlinale gibt es - aber auch das typisch: es soll sich alles ändern, immer, sofort - und wenn es das dann tut, gefällt es keinem, so hatte man sich das nicht vorgestellt.

Der Bundesbeauftragte für Kultur mahnt daher mehr „Haupstadt Qualität“ des Festivals an und die Kritiker und Stadtmarketing Leute flippen aus. Da hat er wohl einen Punkt getroffen. Allerdings nicht was die Filme angeht: Sie erfüllen die Erwartungen: allen voran auch deutsche Filme: Aimee und Jaguar von Max Färberböck und Andreas Dresens Nachtgestalten sind schöne Werke, die noch dazu in Berlin spielen. Das hat die Nabelschaustadt gern.

Und dann DER Film für mich in diesem Jahr: A thin red line von Terrence Malick, der mich damals im wahrsten Sinne sprachlos und alle anderen Filme vergessen machte für den Rest des Abends. Der Goldene Bär hoch verdient, wie ich finde.
Unter den vielen guten Filmen bleibt noch Shakespeare in Love von John Madden in Erinnerung - stark erzählt und bewegend - bei aller hollywoodesker Glattheit. Anders dann Mifune - Dogma 3 von Søren Kragh-Jacobsen, ironisch, witzig, direkt und einfach.

Und die ersten Zeichen eines Trends sind spürbar: der Dokumentarfilm erlebt eine neue Blüte: der bewegende, tieftraurige Film Frau Zwilling und Herr Zuckermann ist nur der erste einer ganzen Reihe von Filmen über ein verschwindendes Jahrhundert und ihre Menschen.

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