Berlinale 1976

1976 gibt es wieder einen Skandal, diesmal geht es um den Vorwurf der Verbreitung von Pornographie: Die Filmkopie von Nagisas Oshimas Im Reich der Sinne wird direkt nach ihrer Vorführung im Forum des Jungen Films von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt und der Leiter des Forums, Ulrich Gregor, wird wegen des Vorwurfs der Verbreitung von Pornographie angeklagt. Der Film, der bereits bei seiner Erstaufführung in Cannes für Diskussionen gesorgt hatte und z.B von der damaligen BZ-Berichterstattung als "größter Porno aller Zeiten" tituliert wurde, thematisiert die immer extremer werdende sexuelle Besessenheit eines japanischen Liebespaares, die schließlich in der Verstümmelung und Tötung des Mannes durch die Frau endet. Während dem Film von der internationalen Kritik "hohe künstlerische Qualität sowie wichtige politische und ästhetische Einsichten" bescheinigt wurde, richtete sich der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen die Kombination aus Sex und Gewalt, die so nicht zulässig sei. Erst nach einigen Monaten und längeren juristischen Debatten wurde die Anklage gegen den Leiter des Forums schließlich fallengelassen.

Aber natürlich bestand das Berlinalejahr 1976 nicht nur aus diesem Skandal um die Grenzen der Kunstfreiheit. Im Zentrum des Wettbewerbs standen diesmal vor allem amerikanische Filme. Den goldenen Bären konnte dann schließlich Robert Altman mit seiner Demontage der amerikanischen Legende Buffalo Bill Buffalo Bill And The Indians, or Sitting Bull´s History Lesson mit nach Hause nehmen.

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