Berlinale 1962

Es war die erste Berlinale nach dem Berliner Mauerbau im August 1961. Die Situation war angespannt und man hatte zunächst überlegt, die Vorbereitungen für das Festival zu stoppen. Am Ende machten der Berlinale aber weniger die politischen Rahmenbedingungen zu schaffen, sondern, mal wieder, die gnadenlose Kritik in der Presse. Man sprach von einer Berlinale "der schlechten Filme und der netten Leute", Wolfgang Neuss, dessen Film Genosse Münchhausen nicht angenommen worden war, machte sich über das niedrige Niveau der Berlinale lustig und der prominente Berliner Kritiker Friedrich Luft empfahl der Festivalleitung auf den A-Status des Festivals zu verzichten, um eine freiere Hand bei der Filmauswahl zu haben.

Die Berlinale geriet mit ihrem Spagat zwischen Kunst und Kommerz zunehmend in eine Sackgasse. Derweil begann sich die Avantgarde der deutschen Filmregisseure zu organisieren. Ende Februar 1962 wurde auf einer Pressekonferenz mit dem Titel "Papas Kino ist tot" das Oberhausener Manifest vorgestellt. 26 Filmemacher darunter Alexander Kluge, Edgar Reitz und Peter Schamoni hatten das Manifest unterzeichnet. In der Erklärung verpflichteten sie sich dem "neuen Film", der frei sein sollte von branchenüblichen Konventionen, der Beeinflussung kommerzieller Partner und der Bevormundung durch Interessengruppen. Auch wenn 1964 noch kein Film der Oberhausener Gruppe auf der Berlinale vertreten war, wurde die neue Linie zwischen etablierter Filmindustrie und dem erklärten Neuanfang des deutschen Films emotional diskutiert.

Der Goldene Bär ging 1964 an A Kind of Loving, das Spielfilmdebüt von John Schlesinger, der später mit Werken wie Midnight Cowboy und Marathon Man Meilensteine der Filmgeschichte schaffen sollte.

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Impressum