Berlinale 1953

Aller guten Dinge sind 3 - mit der dritten Berlinale und ersten Anzeichen von Routine anstelle der „dynamischen Improvisation“, gibt es auch schon eine Krise. Aufgrund von Kürzungsdrohungen des Senats tritt Alfred Bauer als Leiter zurück - und dann wieder an. Gary Cooper kommt zu Besuch und macht sich mit seinen Attacken gegen den Kommunistenjäger McCarthy in der geteilten Stadt Berlin nicht nur Freunde. Zumal einen Tag vor Berlinalebeginn am 17. Juni 1953 - bis 1990 als Tag der Deutschen Einheit begangen - der erste Aufstand des Ostens gegen seine Diktatur losbricht. Das Festival verliert durch die folgende Abriegelung der Grenzen viele Zuschauer.

Keine Jury, sondern noch immer das Publikum wählte die Sieger, den Film Le Salair de la peur (Lohn der Angst) von Henri Clouzot - und damit einen Film, der tatsächlich bis heute Bestand hat - jedenfalls als spannendes Drama, nicht gerade als Filmkunst.
Die Sehnsucht der Organisatoren und Zuschauer nach Wiederaufstieg des deutschen Films ließ zugleich die Leerstelle spüren, die Krieg und Zerstörung hinterlassen hatten. Denn was in diesem Jahr an deutschen Filmen zu sehen war, erhielt vernichtende Kritiken. Wobei das Lamento über die deutschen Beiträge ja eigentlich bis heute Tradition hat und vielleicht typisch deutsche Nabelschau ist.

Etwas anderes, das sich ebenfalls bis heute nicht geändert hat, ist, dass der Senat die Berlinale als Prestige nutzt, ganz ganz stolz auf sie ist, aber wenig zu ihrem Gelingen beiträgt. Unterschied: damals wurde der Festivalleitung noch viel unverschämter dazwischenregiert und alles Künstlerische war auch politisch, und das hieß in Berlin Kalter Krieg - eine Tatsache, die Alfred Bauer immer wieder in den ersten Jahren zu schaffen machte.

Kommentare ( 1 )

Das werde ich nie vergessen:
Eine Kommilitonin sprach uns am Abend des 17.Juni am Bahnhof Zoo aufgeregt an:"Kommste mit? Gary Cooper ist in der Badewanne!" (Das war damals das wichtigste Lokal für Studenten und Künstler!)
Wir waren fassungslos,hatten die Filfestspiele total vergessen, und befanden uns gerade auf dem Weg zum Brandenburger Tor (natürlich fast alle Wege abgesperrt, auf den Dächern der an den Tiergarten angrenzenden Häuser Soldaten...). Den ganzen Tag hatten wir am Radio zugebracht, die Sirenen der Sanitätsautos tönten durch West-Berlin.
Gary Cooper, ein Idol, wurde für dieses Jahr zur absoluten Nebensache!
Ich wundere mich, dass in all den diesjährigen Kommentaren diese geschichtliche Tragödie nie erwähnt wird.

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