Sao Paulo 2009: "Efeitos Secundários" (Nebenwirkungen) von Paulo Rebelo

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Eine Nummer zu groß: Fassbinders "Angst essen Seele auf" mit Brigitte Mira und El Hedi ben Salem

Im Gespräch nach dem Film benennt Paulo Rebelo die Vorbilder für seinen Film:
Der 1955 erschienene „All that Heaven allows“ von Douglas Sirk und der daran orientierte Fassbinder-Klassiker „Angst Essen Seele auf“ (1974). In beiden Filmen geht es um die Einsamkeit von älteren Frauen, die mit unkonventionellen Liebesbeziehungen an den gesellschaftlichen Realitäten ihrer Zeit tragisch scheitern: Bei Douglas Sirk in der Beziehung zu einem jüngeren Mann aus einfachen Verhältnissen, bei Fassbinder in der Liebe zu einem „Ausländer“ in den miefigen 70er Jahren.

Rebelos Film adaptiert diese Struktur, allerdings geht die Dimension der gesellschaftlichen Relevanz dabei verloren. Carmos Kinder sind aus dem Haus, sie lebt nach dem Tod ihres Mannes einsam und zurückgezogen. Erst die Freundschaft mit der blutjungen Laura bringt neuen Schwung in ihr Leben. Laura hat Aids – und obwohl Rebelo betont, dass er keinen Film „über Aids“ machen wollte – hat man hier manchmal das Gefühl einen Zugang aus den 80ern Jahren zu sehen, als AIDS noch ein echtes gesellschaftliches Tabu war, einen Film über die Ängste der Betroffenen und die Vorurteile der Gesellschaft. Fast weigert man sich zu glauben, dass das selbst in einem konservativem portugiesischen Küstenort noch zum Skandal taugt. Ebensowenig wie die Tatsache, dass Carmo eine Beziehung mit einem jungen Fischer beginnt. Die Schauspieler in „Efeitos Secundários“ überzeugen, aber mit seinen großen Vorbildern und ihrer lyrischen und sozialen Sprengkraft kann sich Paulo Rebelo nicht messen.

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