"The Exploding Girl" von Bradley Rust Gray

Bereits der erfolgreiche Independent Film June hat uns gezeigt, wir tough junge Amerikaner sein können. Auch in „The Exploding Girl“ haben die Heranwachsenden eine Lebenstüchtigkeit und ein Einfühlungsvermögen, das man vielen Erwachsenen wünschen würde.

Gemeinsam mit ihrem langjährigen "best friend" Al verbringt die junge Studentin Ivy ihre Sommerferien bei ihrer Mutter in New York. Per Handy bleibt sie in Kontakt zu ihrem Freund Greg. Als Zuhörer ihrer Telefongespräche merken wir schon bald an der ausweichenden Art von Greg, dass er einfach nicht den Mut aufbringt, seiner Freundin zu sagen, dass er sie nicht mehr liebt. Ivy bleibt es nicht verborgen, sie bewegt es, aber sie tut das, was viele von uns in solchen Situationen tun: sie lässt sich nichts anmerken und ignoriert es. Ihr Verhältnis zu Al ist dagegen völlig unbeschwert. Sie kennen sich bereits eine Ewigkeit und verstehen sich blind. Wenn es Ivy schlecht geht, dann ist Al für sie da. In dieser Vertrautheit beginnen Freundschaft und Zuneigung fließend ineinander überzugehen.

Es ist verblüffend wie uns der Film des amerikanischen Regisseurs Bradley Rust Gray mitten in das Geschehen hineinnimmt. Wenn Ivy auf einer befahrenen Kreuzung mit Greg telefoniert, dann stehen wir direkt daneben. Wenn Ivy während einer Party verloren an der Wand steht und Al bekifft auf einen Bett abhängt, dann beobachten wir sie nicht als Kinozuschauer, sondern als Partygäste. Das liegt zum einem an dem ungezwungenen Spiel von Mark Rendall und Zoe Kazan (Tochter von Nicholas Kazan und Enkelin von Elia Kazan). Aber es ist auch die ungeheure Brillanz und Tiefenschärfe der Bilder. „The Exploding Eirl“ wurde auf HD gedreht und zeigt welche Möglichkeiten die Digitalisierung des Mediums für das Independent Kino bereit hält. Bradley Rust Gray hat die hochauflösende Kamera nicht nur für atemberaubende Bilder benutzt, sondern auch um eine ganz eigene, natürliche Spielsituation zu schaffen. Wie er später im Publikumsgespräch verrät, wurden viele Aufnahmen aus 100 Meter Entfernung aufgenommen, so dass die beiden Hauptdarsteller oft nicht wussten, wann und von wo gefilmt wurde. Auch die Tonarbeit ist exzellent. Sie zeigt, dass man Soundqualität im Dolby Kino nicht nur durch Schießereien, Hubschrauber und Laserschwerter, sondern auch durch Kofferraumgeräusche und herumfliegende Tauben ausreizen kann.

„The Exploding Girl" ist ein großzügiger Film, der einem mit vielen Lebensmomenten beschenkt wie z. B. mit einer sehr ergreifenden Reaktion auf das Eingeständnis von Liebe. Es tut gut, so wunderschöne und sensible Filme wie zu sehen.

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Titel

Orignaltitel

The Exploding Girl

Credits

Regisseur

Bradley Rust Gray

Schauspieler

Zoe Kazan

Mark Rendall

Maryann Urbano

Land

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Jahr

2009

Dauer

79 min.

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