Hier wohnt Nusret (Tsilla Chelton), die Mutter von Nesrin, Güzin und Mehmet. Seit ein paar Tagen ist Nusret spurlos verschwunden. Auf der Reise eint die gemeinsame Sorge um die Mutter die zwei Schwestern und den Bruder nur für kurze Zeit. Getreu dem Motto "Jeder ist seines eigenen Unglücks Schmied", hat jeder der fourty-somethings etwas an dem Leben des anderen auszusetzen. Nesrin ist selbst Schuld, dass ihr heranwachsender Sohn Murat von zu Hause abhaut, da sie ihn nicht loslassen kann. Güzin findet ihr Liebesglück nicht, weil sie einem Macho hinterherläuft. Mehmet wird von den Schwestern nicht ernst genommen, weil er Ihnen auf der Tasche liegt und ein verlotterten Lebensstil führt. Als die Mutter nach einer Suchaktion in den Bergen schließlich gefunden wird und sich herausstellt, dass sie altersdement ist, haben die Geschwister keine andere Wahl als Nusret mit nach Istanbul zu nehmen. Gefangen in ihrem eigenen misslungenem Leben, sieht sich aber keiner von ihnen der Aufgabe gewachsen, eine resolute alte Frau zu betreuen, die in einem geistigen Zustand lebt, der keine Vergangenheit mehr kennt.

Im Istanbul von "Pandora's Box" scheint nur selten die Sonne. Meist sind die Wolken verhangen und es regnet. Vor diesem Hintergrund und ohne Partei zu ergreifen, beobachtet die türkische Regisseurin Yesim Ustaoglu aufmerksam wie durch das Wiederauftauchen der Mutter im Leben von Nesrin, Güzin und Mehmet deren Probleme in modernen Alltag deutlich hervortreten. Trotz des dramatischen Inhalts ist Pandora’s Box kein pessimistischer Film. Manchmal kommt die Sonne auch in Istanbul durch. Diese Momente sind dann dem Enkel Murat und seiner Grossmutter vorbehalten, die von Ustaoglu gekonnt als Kontrast zu den drei Geschwistern gesetzt werden. Nur dem Teenager Murat, der am Anfang seines Lebens steht, gelingt es, Zugang zu der Welt von Nusret zu finden. Anhand der beiden sperrigen und eigenwilligen Charaktere, verdeutlicht Ustaoglu, wie wichtig es ist, jemanden seinen eigenen Weg gehen zu lassen.

Neben der Regie ist insbesondere die herausragende Darstellung der Mutter durch die 90-jährige französische Schauspielerin Tsilla Chelton hervorzuheben, die damit zu einer Anwärterin auf die Concha für die beste schauspielerische Leistung wird.