Wolke Neun von Andreas Dresen

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Wer liebt, riskiert zu leiden...

Dass diese Wahrheit als universell und vor allem zeitlos gelten darf, das müssen auch die Protagonisten im neuen Film von Andreas Dresen am eigenen Leibe erfahren. Die Rentnerin Inge, die auf die 70 zugeht und mit ihrem Mann Werner schon seit Jahrzehnten verheiratet ist, verliebt sich aus heiterem Himmel in den achtzigjährigen Karl. Das ganz normale Drama einer heimlichen Liebesbeziehung nimmt seinen Lauf.

Dresens Film zeigt, wie Leidenschaft und Verlangen auch im Alter eine große Kraft entfalten können. Dabei verschärft die Gewissheit, nicht mehr all zu lange Zeit zu haben, die Konflikte zwischen den Beteiligten noch weiter. Allen ist klar, dass es keinen undefinierbaren Zeitpunkt "später" mehr geben wird, auf den hin Wunscherfüllungen verschoben werden können. Es gibt nur das hier und jetzt und keiner hat Zeit, um lange abzuwarten.

Für den heutigen Kinogänger ist es längst Normalität geworden, anderen Menschen beim intimen Liebesspiel zuzuschauen. Wie sehr sich die eigenen Sehgewohnheiten aber allein dadurch ändern, dass die Hauptpersonen dieses Liebesspiels zwischen 70 und 80 Jahre alt sind, das ist eine weitere überraschende Erfahrung, die der Film vermittelt kann. Hinschauen tut auf einmal weh und setzt Gedankenketten in Gang, die nicht nur angenehm sind.

Wolke Neun ist ein gelungener Film über den "Terror der Liebe", der durch seine Konsequenz und Unerbittlichkeit noch lange nachwirkt und dessen Schauspieler man für ihre Leistung nicht genug loben kann.

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