Filmfest München 2008 - 20. - 28. Juni

Mutig ist es ja schon mit 240 Filmen gegen EM und bestes Sonnenwetter anzutreten. Doch den Machern des Münchner Filmfestes war wohl klar, dass Filmliebhaber im Grunde ihres Herzens genauso sind wie wahre Fußballfans: ihre Leidenschaft lässt sie unbeeindruckt an den Versuchungen, die wir Normalsterblichen in diesen heißen Junitagen ausgesetzt sind, unbeeindruckt vorüberziehen. Stattdessen stehen sie seit heute in den Schlangen der Kinokassen, um wenigstens einige Filme aus diesem hervorragenden Filmprogramm zu ergattern.

Ganz bewusst setzt sich das Film-Festival in der bayerischen Hauptstadt von seinen preußischen Konkurrenten ab: es ist ein Sommer-Festival. Während man sich im unberechenbaren Berliner Februar am Potsdamer Platz mit Schnee im Haar und frierenden Händen bei Starbucks noch schnell einen Latte vor der ersten 9h Vorstellung holt, sucht man sich hier am Gasteig nah der Isar ein schattiges Plätzchen, um erst einmal entspannt das Festivalprogramm zu sondieren. Auch dieses Jahr finden sich wieder viele Perlen anderer Festivals im Programm wie z.B. der diesjährige Preisträger der Goldenen Palme „Entre les murs“ von Laurent Cantet. Die Entdeckung der Filmfestspiele von Cannes schildert sehr wirklichkeitsnah die Auswirkungen der globalen Wanderbewegungen auf den Schulalltag in den Metropolen, ohne das entstandene Konfliktpotential für die eigenen Zwecke dramatisch auszuschlachten. Überraschungen sind beim Münchner Filmfest insbesondere in der Reihe Neue Deutsche Kinofilme zu erwarten. Allein in dieser Sektion werden 14 Weltpremieren gezeigt. Neben vielen Jungregisseuren ist hier auch Andreas Dresens neuer Film „Wolke Neun“ zu sehen. Dresen zeigt, wie gleich und doch anders sich im hohen Alter die dramatischen Muster von Liebe und Sexualität entfalten. Dresen ist nicht der einzige gestandene Meister im Programm. Ihm zur Seit stehen u.a. Peter Greenaway („Nightwatching“), Brian DePalma („Redacted“), Barry Levinson („What just happened“), Francis Ford Coppola („Jugend ohne Jugend“) und Eric Rohmer („Les amours d’Astrée et de Céladon“).

Die verschiedenen Reihen des Münchner Programms spiegeln die Vielfalt des Filmkosmos wieder. Neben dem Internationalen Programm gibt es die Sektionen Neue Deutsche Kinofilme, Neue Deutsche Fernsehfilme, New French Cinema, Das Jahr des Drachen-Neues aus China, American Independents, Visones Latinos, Retrospektive Herbert Achternbusch, Hommage Julie Christie und ein Kinderfilmfest. Und als wenn das noch nicht genug wäre nutzt das Münchner Filmfest seinen jahreszeitlichen Standortvorteil und bietet mit einen schönen Gruß an die Berlinale kostenloses Open Air Kino mit Las Vegas Klassikern von Mars Attacks bis Casino.

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