"Seaview" von Paul Rowley, Nicky Gogan

Seaview

Was bleibt, wenn nichts mehr bleibt.

Eine Doku über ein so unangenehmes Thema wie bspw. den Umgang mit Asylbewerbern ist selten angenehm, aber "Seaview" gelingt es ganz unaufgeregt, ruhig und mit schönen Bildern ein Portrait dieser Menschen zu zeichnen, die mitunter über Jahre hinweg kaserniert und zum Nichtstun gezwungen sind. Ein starker Film!

Mosney ist ein irisches Urlaubscamp direkt am Meer, in den 40er und 50er Jahren erbaut wäre es inzwischen längst verfallen, wenn nicht "the new business", wie einer der Security-Guys sagt, eingezogen wäre. Das neue Geschäft sind Asylbewerber, die hier warten müssen, bis über ihren Antrag entschieden wurde. Und scheinbar macht es sich der Film zunächst leicht, indem die Kinder gezeigt werden, die man einfach mögen muss und die das Gefangensein um so plastischer vor Augen führen. Aber es wird wenig gewertet, viel in Bildern gesprochen, das macht ihn wertvoll.

Die Hauptrolle in diesem Film spielt das Abwesende. Das ehemalige Urlaubscamp ist überall präsent, in den überdimensionierten Küchen, im Ballsaal (heute ein Sport-Court), und immer wieder in der weiten Landschaft - auch wenn die See nur selten ins Bild kommt. Aber auch die Vergangenheit der Asylbewerber ist abwesend, wird wie Mosneys große Vergangenheit nur in den individuellen Erählungen kurz spürbar. Genau wie die eigene, höchst ungewisse Zukunft, das Schicksal der verbliebenen Familienmitglieder... Der Film zeigt Menschen in einem monatelangen, jahrelangen Wartezustand und fragt ganz behutsam, was das für einen Sinn macht. Filme wie "Seaview" kann es nicht genug geben: poetisch, unaufgeregt, wichtig.


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Titel

Orignaltitel

Kurz davor ist es passiert

Englischer Titel

It Happened Just Before

Credits

Regisseur

Anja Salomonowitz

Land

Flagge OesterreichOesterreich

Jahr

2006

Dauer

72 min.

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