Miehen työ - Man's Job von Aleksi Salmenperä

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Finnischer Gigolo scheitert am Handwerk - Der Sieger von Münster

Als sein kräftiger Körper am Ende von der Arbeit an den Frauen ramponiert ist - Loch im Kopf, Finger gebrochen, blaues Auge - von den seelischen Wunden seiner Arbeit gar nicht zu sprechen - da zertrümmert ihm seine Ehefrau mit einem Hammer den Knöchel. Um ihm was Gutes zu tun und die Familie zu retten. Und er lächelt - zum ersten Mal.

Der Weg bis zu dieser Szene: Steinmetz Juha wird arbeitslos und kommt durch Zufall auf die Idee als Gigolo für ältere Frauen zu arbeiten. Freunde helfen ihm bei den logistischen Schwierigkeiten und beneiden ihn um seinen Job. Aber Juha lernt die ganzen Härten des Sexgeschäfts kennen - bis hin, dass die Familie an seiner Hurerei fast zerbricht, obwohl er weiter auf den ehrlichen Handwerker zu machen versucht.

Man ist ja immer schnell dabei, jeden finnischen Film mit den Granden des finnischen Kinos, den Kaurismäkis, zu vergleichen. Und natürlich wird auch in diesem Film viel getrunken und geraucht. So sind sie nunmal die Finnen scheint es, wenn sie nicht bei Nokia arbeiten oder Pisa-Test Sieger sind. Aber die Bilder in diesem Film sind nicht gar so trostlos wie bei Kaurismäki und es wird auch mehr geredet. Nicht viel mehr, aber immerhin. .....

Trostlos sind in Miehen työ - Man's Job vor allem die Gesichter dieser gebeutelten Menschen. Aber daran ist im Gegensatz zu Kaurismakis Figuren nichts Skurriles oder irgendwie Putzig-Kaputtes - diese Leute sind unglücklich gefangen in ihren Leben und nichtmal Trinken hilft. Man entdeckt auch keine Schönheit oder Erhabenheit in ihrem Scheitern, sondern sie sind Opfer und Täter zugleich, sind Jäger des Glücks, die ihre Flinte nicht mehr laden können. Sprachlosigkeit in ihre traurigsten Form: Indem sie so tun, als wäre alles in Ordnung.
Alle versuchen eine Fassade aufrecht zu erhalten und bemühen sich, die ihnen zugewiesene Rolle im Leben, weiterzuspielen. Man muss ja, wegen der Kinder, wegen des Geldes, wegen der alten Zeiten... Bis es eben nicht mehr geht, bis zum Selbstmordversuch, zum Zertrümmern von Knochen und Selbstverstümmelungen.

Was als zunächst hilflose, witzige Idee beginnt - Ficken für Geld, (ein Traumjob für Männer mag mancher denken) verselbständigt sich im Lauf des Films und wird zum Horrotrip für Juha. Das Elend der unglücklichen, dicken, jungen, alten hässlichen, einsamen Frauen, ihre Jammerei über die Männer, das Selbstmitleid, die Aggressionen, die Verklemmtheit und unpersönliche Geilheit - sie machen den Steinmetz Juha, der in seinem vorherigen Job mit den härtesten Materialien fertig wurde, am Ende mürbe. Von der Heulerei und all den Kaputten und Einsamen erzählen ja auch weibliche Huren - Männer und Frauen sind also vielleicht gar nicht so verschieden. Und alle wollen nur das Eine: Glücklichsein.

SF 2007 | 100 min | 35mm | Farbe
Regie+Buch: Aleksi Salmenperä
Kamera: Tuomo Hutri
Darsteller: Tommi Korpela, Jani Volanen,
Maria Heiskanen, Stan Saanila,
Konsta Pylkkönen u.a.

Kommentare ( 2 )

Loch im Kopf, Finger gebrochen, blaues Auge - was treibt der Mann bloß???
Spaß beiseite, schöner Text - aber mich würde interessieren, ob die Kundinnen in ihrer Zwiespältigkeit ernst genommen werden.
Das Problem hat man ja oft bei Filmen über weibliche Sexarbeiterinnen, die Männer bedienen: Entweder sie treffen Richard Gere oder perverse Arschlöcher, für das Dazwischen ist selten Platz. Kann mich als positives Beispiel gerade an "Lilya4ever" erinnern, wo es einem als Zuschauerin nicht leicht gemacht wird. Einerseits erlebt man mit voller Wucht die Brutalität, der die minderjährige Zwangsprostitierte Lilya ausgesetzt ist. Auf der anderen Seite wird es einem aber auch nicht ganz leicht gemacht, seine Wut darüber ganz auf die Freier abzuladen, die zum Teil auch ziemlich arme Schweine sind - die sich aber, das zeigt der Film dann aber nicht auch noch, so gar keine Gedanken darüber machen, unter welchen Rahmenbedingungen sie sich in ihrer Trostlosigkeit trösten lassen...
Naja, ein weites Feld.
Aber: schöner Text.

Sein Kumpel warnt ihn noch, als er die Arbeit beginnt: Was machst du wenn da ne fette kommt, die sich seit zwei Wochen nicht gewaschen hat?" Das hab ich eher als Hinweis auf mangelnde MÄNNLICHE Körperhygiene bezogen, von der viele weibliche Prostiuierte erzählen. Das ist dann auch nicht das Problem, auch wenn die Kundinnen krasser werden von mal zu mal. Es fängt mit älteren, ansehnlichen, einfach einsamen Damen an (Massage, Finger kaputt) geht über eine Girls NIght, wo er strippen soll und vom Tisch fällt (das Loch im Kopf) bis zu einer aggressiven Fetten, mit der er sich prügelt (das Auge). Dazwischen diverse Routinearbeiten. Ich fand die Frauen kamen ganz gut weg, als Menschen mit recht unterschiedlichen sexuellen oder seelischen Bedürfnissen, für deren Berfriedigun sie ihn zahlen. Er kam auch ganz gut weg, weil er vom etwas tumben Handwerker, der die tolle Idee hat, fürs Vögeln Geld zu nehmen, allmählich die Härten des Geschäfts, auch die Ausbeutung und die Widerlichkeiten kennenlernt. Bei dem Spiel gewinnt keine Seit so richtig und keine ist Schuld. Am Ende heißt die Botschaft: Love Love Love - dann macht auch der Sex Spass.

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