Die wollen nur spielen

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"Fairplay" von Lionel Bailliu, Frankreich 2007


Die Fairness ist ein hehres Ideal, für das der Erfolgreiche in der Wirtschaft nur ein spöttisches Lächeln übrig hat - so die einfache Botschaft von Regisseur und Drehbuchautor Lionel Bailliu in "Fairplay". Sein Film läuft im Wettbewerb des Filmfestivals Münster 2007. Vor dem Hintergrund sportlicher Wettkampfepisoden konstruiert er eine Unternehmensintrige, die in einem klassischen Show-Down auf Leben und Tod endet.

Der Mensch spielt gern und arbeitet eher ungern, ob er aber spielt oder arbeitet, er will gewinnen. Das Spiel und die Zusammenarbeit funktionieren für alle Beteiligten am besten, wenn sich alle fair verhalten und Regeln befolgen. Die Crux dabei: Wer skrupellos genug ist, die Regeln zu brechen, kann seinen Weg zu Gewinn oft erheblich vereinfachen.

Lionel Bailliu lässt in „Fairplay“ Menschen aufeinanderprallen, die bei ihrer Arbeit im demselben Unternehmen unter Druck stehen. Der Chef Charles führt den Laden mit eiserner Hand, was die Kollegen Jean-Claude und Alexandre, an der Oberfläche Freunde, in ein hartes Konkurrenzverhältnis zwingt. Der noch junge Alexandre bekommt sowohl vom Freund als auch vom Chef beim Sport vorgeführt, wie wenig Regeln bedeuten, wenn es ums Gewinnen geht. Doch bei der Arbeit, also im „richtigen Leben“, sind die Einsätze noch höher. Jean-Claude spinnt eine Intrige, um Charles als Chef abzulösen und gleichzeitig Alexandre als Konkurrent loszuwerden. Dabei schreckt er auch nicht davor zurück, die Kolleginnen Nicole und Béatrice für seine Zwecke zu manipulieren. Als Firmenchef Charles seine Mitarbeiter mit auf eine Canyoning-Tour nimmt und in einer Situation, in der Kooperation gefragt ist, alle Rivalitäten ans Tageslicht kommen, bahnt sich eine Katastrophe an.

Bailliu hat einen streng durchkomponierten Film gemacht, der vor dem Hintergrund von sportlichen Wettkämpfen die vermeintliche Erbarmungslosigkeit des Wirtschaftslebens zeigt und überzeichnet. Dabei gelingen ihm einige starke Szenen, zum Beispiel wenn Charles und Alexandre aus einem bloßen Squashspiel eine testosterongetriebene Auseinandersetzung um die berufliche Zukunft machen. Das Manko des Films ist, dass er seine Rolle als Lehrstück überbetont. Die Dialoge bleiben trotz guter Schauspieler oft hölzern und die Charaktere eindimensional. Deshalb funktioniert er nicht als Satire, sondern führt etwas vor, was der Zuschauer schon längst verstanden hat: Wenn einer um jeden Preis gewinnen will, verlieren alle anderen und der Gewinner seine Menschlichkeit.

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