Warum Filme zeigen nicht genug ist

Filmfestivals sonnen sich gern im Ruhm ihrer Neuentdeckungen. Dabei steht ihre Arbeit als Perlensucher in keinem Vergleich zum Aufwand der Produktion eines Film. Nicht wenige vielversprechende Projekte erleben nicht ihren ersten Drehtag, andere bleiben auf halber Strecke liegen oder brechen kurz vor dem Ziel in sich zusammen. Eines der spektakulärsten Beispiele ist sicherlich Terry Gilliams „The Man Who Killed Don Quixote“. Das Hauptproblem ist eigentlich immer dasselbe: es ist kein Geld mehr da oder war vielleicht auch nie da. Gescheiterte Filmprojekte nutzen Filmfestivals reichlich wenig und so haben sich die Großen unter ihnen entschlossen, in Sache Talentförderung es nicht bei der Einladung von Filmen zu belassen.
Cannes z. B. holt dieses Jahr zum dritten Mal eine ausgesuchte Schar an jungen Filmemacher in das Atelier de la Cinéfondation. Hier wird das Festival seine Beziehungen spielen lassen und sie vom 18. bis zum 25. Mai bei der Suche nach Geldgebern für ihre neuen Projekte unterstützen. Unter den 15 Filmemachern aus 15 Nationen, die in der Regel für ihr erstes oder zweites eigenes Filmprojekt werben, ist auch der taiwanesische Tsai Ming Liang, der mit „Salomé“ allerdings schon seinen neunten Film vorbereitet.
Im Gegensatz zum Atelier de la Cinéfondation setzt Films in Progress (Cine en Construcción) genau am anderen Ende des Produktionsprozesses an und hat zudem einen regionalen Schwerpunkt. Auf der vom Filmfestival in San Sebastian 2002 initiierten Veranstaltung begutachten Filmarbeiter aus verschiedenen Bereichen Feature Filme aus Lateinamerika, denen das Geld fehlt, die Postproduktion abzuschließen. Die informelle Zusammenkunft findet normalerweise zweimal im Jahr statt: im September beim Filmfestival in San Sebastian und im März beim Rencontres Cinémas d'Amérique Latine in Toulouse. Dieses Jahr finden die Frühjahrstreffen von Films in Progress nicht nur heute in Toulouse statt, sondern nächste Woche auch auf dem Filmfestival in Guadalajara.
Viel direkter als Cannes und San Sebastian engagiert sich die Berlinale bei der Produktionsförderung. Die Filmfestspiele von Berlin helfen nicht nur bei der Suche nach Geldgebern, sondern sie sind selbst einer. Zusammen mit Kulturstiftung des Bundes haben sie den World Cinema Fund gegründet, der mit einem Jahresbudget von ca. 500.000 Euro Filme aus den Regionen Lateinamerika, Afrika, Naher/Mittlerer Osten, Südostasien und Kaukasus unterstützt. Zu den geförderten Filmen gehörten bisher nicht nur Hany Abu-Assads hochgelobtes Werk „Paradise Now“ sondern auch der Film „El Otro" von Ariel Rotter, der dieses Jahr auf der Berlinale gleich zwei Silberne Bären gewonnen hat.

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