Von Von BallaBalla Tokio nach Helau-Stuttgart in 5 Minuten

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Forum: "Ichijiku no kao - Faces of a Fig Tree" von Mamoi Kaori

Das Geheimnis, wie ich nur fünf Minuten von der Berlinale entfernt, fast in eine Pollonese geraten wäre, aber stattdessen Spätzle mit Linsen und Rothaus Pils bekam, während fette Funkenmariechen neben mir gesungen haben, lüfte ich später.
Zunächst zum Film, der ähnlich gaga war, wie die Jecken aus Baden-Württemberg, auf die ich später treffen durfte.

"Ichijuku no kao" fängt toll an: Abendessen bei Familie Kadowaki: ein nur raunender und nöhlender Vater der Tintenfisch Innereien futtert und dazu raucht, eine Tochter, die nur "Mmh" zu allem macht, ein Sohn der gar nichts macht und eine Mutter, die sich raubeinige Wortgefechte über's Bier mit dem Vater liefert, der den Fernseher auch mit dem Hinterkopf sehen kann. Das ganze in dem Innenhof eines traditionellen japanischen Hauses, der so beleuchtet wird, als sei die Familie in ein Terrarium geraten und Teil eines Arrangements, von Kunstlicht beleuchtet und hinter Glas....

In manchen Momenten sehen Kadowakis aus wie die überbunten Bilder von Cindy Sherman, nur nicht ganz so bitter - eher schrill und wirr. Nach zehn Minuten ist jedenfalls klar, dass dies ein Film wird, den man inhaltlich nicht wird zusammenfassen können. Was ja interessant ist. Lustig geht es da zu, alle hauen ab nach dem Essen und laufen auf einer Art Deich wie Marionetten, der Vater widmet sich in den folgenden Tagen einem geheimnisvollen Projekt unter einer Plane, einem verzweigten Rohrsystem, das er im Alleingang repariert und dabei aussieht wie die kleinen Männeken bei den "Fraggles" die da immer Rohre verlegt haben. Er zieht für seine Sisyphos-Arbeit in eine ander Wohnung, in der jeden Tag ein Goldfisch auf dem Sims steht, die Nachbarin erscheint als Geist. Dann stirbt Vatti nach getaner Arbeit, wird ordentlich verbrannt, Mutti heiratet wieder, es gibt wieder klebrigen Tintenfisch, Tochter schreibt eine Geschichte, kriegt ein Kind ohne Namen, zwei Ameisen fluchen wie die Kesselflicker und ein paar Mal sind auch alle doppelt da. Kapiert? Ich auch nicht. Ist aber unterhaltsam, vor allem die zum Teil genialen Dialoge am Anfang und strangen Kamerafahrten und -winkel.

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Für 30 Minuten ist man gefesselt ob des Feuerwerks an Ideen und Stilwillen, dann wird's irgendwie fad, weil diese Figuren einfach nur Karrikaturen bleiben und man sich bei allem Kunstwillen doch wie die Ameisen fragt: What the fuck you want? Vielleicht auch weil der Coolste, der Vati nämlich, eben schon tot ist. Oder weil man dann irgendwann hinter den tollen Ideen einen etwas zu gewollten Anspruch auf Kunstkino spürt. Aber was das Ganze mit dem Feigenbaum auf sich hat, der immer wieder ins Bild kommt und unheimlich symbolisch zu sein scheint, das hab ich beim besten Willen nicht herbeiassoziieren können.

Aber mein Tip: Reingehen und nach ner halben Stunde oder 45 Minuten wieder rausgehen - verpassen tut man dabei nichts, weil es ja eine Geschichte ohnehin nicht gibt, aber die glorios komischen Bilder und wirren Kamerawinkel sowie die Visage von Vati, wie er japanisch brummt - das ist sehenswert.

Und nun zum Karneval: als ich nach der Tokio-Experience den ersten Tag der Berlinale beenden wollte, kam die nette Einladung in die Baden-Württembergische Landesvertretung direkt um die Ecke vom Festivalgelände, wo heuer Fastnacht gefeiert wurde. Anzugträger, Wichtige und sochle, die's gern wären, politisches Fussvolk und Jecken schunkelten zu Krachern wie RuckiZucki und Es gibt kein Bier auf Hawai. Vor der Pollonese sind wir eilig zum Buffet abgebogen und den Gesangsvortrag von sechs älteren Herren in Glitzersakkos haben wir leiderleider nur noch halb mitbekommen. Mensch, das ist schon ein lustiges Völkchen da in Schaben und Baden, muss schon sagen... Um 11 war ich zu Haus. Danke jedenfalls an die Steuerzahler aus dem Ländle und dieser Rat: vom Essen und Trinke versteht's Ihr sehr viel, macht doch das lieber und lasst den Rheinländern das mit dem Lustigsein...(Uli du bist nicht schuld! Aber das weißt du ja...)

Kommentare ( 2 )

Der Film hört sich ja nach einem echten Trip an!

Ceterum censeo Suaviam esse delendam.

Schräge Bilder und Perspektiven, japanisches Brummen und absolut keine sinnvolle Handlung oder Story: harter Tobak!

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Titel

Orignaltitel

Ichijiku no kao

Englischer Titel

Faces of a Fig Tree

Credits

Regisseur

Momoi Kaori

Schauspieler

Yamada Hanako

Momoi Kaori

Ishikura Saburo

Land

Flagge JapanJapan

Jahr

2006

Dauer

94 min.

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