Koreanische Filme im Berlinale Programm

Das koreanische Kino bekommt immer mehr internationale Aufmerksamkeit. Während letztes Jahr die „kleinen“ A-Festivals in Locarno und San Sebastian in der deutschen Presse beinahe ignoriert wurden, war die Kritik vom Filmfestival in Pusan gerade zu entzückt. Kein Wunder also, dass sich dieses auch in der diesjährigen Berlinale widerspiegelt. Mit neun Filmen ist Korea wesentlich stärker vertreten als der ehemalige Berlinale-Liebling Hongkong mit 4 Filmen.

Der meisten der koreanischen Filme sind Sozialdramen. Neue und ungewöhnliche Geschichten sind insbesondere von den Regisseuren E J-Yong und Park Chan-wook zu erwarten.

Vor 3 Jahren hat E J-Yong mit „Untold Scandal“ diejenigen eines besseren belehrt, die glaubten, der Briefroman „Gefährliche Liebschaften“ sei oft genug verfilmt worden. Sein Nachfolgefilm läuft nun im Panorama. Wieder hat er sich einer populären Vorlage angenommen, diesmal allerdings aus der Gegenwart. „Dasepo Naughty Girls“ ist ein in Korea sehr populärer Internet-Manga. Schauplatz ist eine Highschool, in der Lehrer und Schüler ihren sexuellen Abenteuern nachgehen (Link zu einer Kritik) .

Park Chan-wooks Film „Oldboy“ hat inzwischen Kultstatus erlangt. In Berlin hat er bereits seinen Film „Joint Security Area“ vorgestellt (der Film wird übrigens am 10.2. um 2.05 auf RBB ausgestrahlt). In dem Wettbewerbsbeitrag „I'm A Cyborg, But That's Ok“. lotet er die Grenzen zischen Realität und Fantasie aus. Die Hauptfigur Young-goo lebt in einer Nervenklinik, weil sie glaubt sie sei ein Cyborg. Um ihre Batterien aufzuladen, versetzt sie sich immer wieder Stromstöße mit ihren Transistorradio.

Auch Lee Yoon-ki ist in Berlin kein Unbekannter. 2005 war er mit seinem leisem und beeindruckendem Debutfilm „This Charming Girl“ im Forum vertreten. Wie in „This Charming Girl“ geht es auch in „Ad Lib Night“ um die verborgenen Dramen des zwischenmenschlichen Mikrokosmos. Ein Mädchen aus der Großstadt lässt sich von Unbekannten überreden auf das Land zu fahren, um sich gegenüber einem Sterbenden als dessen wiedergefundene Tochter auszugeben.

Ein weiterer koreanischer Film im Forum ist „a.k.a. Nikki S. Lee“. In einem ironischen Selbstporträt splittet sich die in den USA lebende koreanische Künstlerin in zwei Personen auf: einmal in Nikki A, die ernsthafte Intellektuelle und in Nikki B, eine Jetsetterin des Kunstbetriebs.

Das Spielfilmdebüt „No Regret“ von Leesong Hee-il läuft im Panorama Schwerpunkt „Queer Cinema“ und macht die Unmöglichkeit einer schwulen Liebe zu seinem Thema.

Queer Cinema findet sich aber nicht nur in den Erwachsenen Sektionen, sondern auch in der Jugend Sektion Generation 14plus. Der Junge Oh Dong-gu will eine Wrestling Meisterschaft gewinnen, um mit dem Preisgeld eine Geschlechtsumwandlung bezahlen. Sein großes Vorbild ist der Popstar Madonna. Die Regisseure Lee Hae-young und Lee Hae-jun zur Einstehungsgeschichte ihres Filmes „Like a Virgin“: „Eines Tages sahen wir einen TV-Bericht über das Mädchen-Wrestling-Team einer Highschool. Danach begann einer über Wrestling zu reden, während der andere über Madonna sprach. Das war der Beginn unseres Filmprojektes.“

Eine Sektion „tiefer“ in Genearation „Kplus“ läuft „Ice Bar“. Ein kleiner Junge verkauft Eis, weil auch er dringend Geld braucht. Allerdings nicht für eine Geschlechtsumwandlung, sondern für eine Fahrkarte zu seinem verloren geglaubten Vater in Seoul.

In „Woman On The Beach“ von Hong Sangsoo fährt ein Filmregisseur ans Meer, um seine Schaffenskrisen zu überwinden. Statt sich selbst zu sammeln, verstrickt er sich in einem Geflecht von Liebesbeziehungen.

„Desert Dream“ ist der zweite koreanische Film im Wettbewerb. Ein Dorf mitten in der Wüste ist von Landflucht betroffen. Nur eine kleine Gruppe von Menschen mit sehr unterschiedlichen Schicksalen, versucht der Natur zu trotzen.

Bleibt zu hoffen, dass diese bunte Mischung an koreanischen Filmen nicht nur auf der Berlinale Erfolg hat, sondern sich auch den Kassen der europäischen Kinos durchsetzen können.

Kommentare ( 1 )

Ich bin kein Cyborg, das ist auch ok.
Der Film ist nicht etwa nur - auch wenn es der Regisseur, die Hauptdarstellerin und der Hauptdarsteller betonen - ein Liebesfilm. Auch wenn sich die zwei am Ende finden, finden sie sich aber auch einzeln, jeder für sich.
Unübertreffliche Szenen werden festgehalten, etwa, wenn die Protagonistin mit dem Kaffeeautomaten nochmal gemeinsam ihr Tageswerk durchdiskutiert. Oder wenn die Operation stattfindet, die dem Körper des Cyborgs das Essen ermöglichen wird. Gerne hab ich den Film gesehen, auch als Mensch.

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