Die 50jährige Witwe Maggie wird aus Geldnot dazu gezwungen, sich als Hostess in einem Sexclub im Londoner Soho zu bewerben. Mit ihrem Verdienst will sie ihrem todkranken Enkelkind eine zwar möglicherweie lebensrettende aber auch kostspielige Operation ermöglichen. Wie schon beim ersten Vorstellungsgespräch die Welt der braven Hausfrau aus der Mittelschicht und die des abgebrühten Sexclubbesitzers unvorbereitet aufeinanderprallen, ist höchst amüsant. Als Maggie dann trotz ihres Alters tatsächlich einen ganz speziellen Job in diesem Club bekommt, entwickelt sich daraus eine originelle Geschichte, der man sich nur schwer entziehen kann.

Obwohl es sich bei "Irina Palm" um einen humorvollen Film zum Thema Prostitution handelt, ist der naheliegende Vorwurf der Verharmlosung unangebracht. Es geht nicht darum, dass Prostitution auch Spaß machen kann. Die Ausbeutungsmechanismen der Sexbranche, die Menschen zu jederzeit austauschbarer Ware degradiert, werden wiederholt thematisiert. „Irina Palm“ legt statt dessen den Focus darauf, zu zeigen, wie es dem Einzelnen gelingen kann, auch in schwierigsten Situationen seine Würde zu bewahren und sich gegen die Heuchelei der Umwelt erfolgeich zu behaupten.

Marianne Faithfull kann als Idealbesetzung in der Rolle der Maggie wieder einmal beweisen, dass sie nicht nur als Sängerin sondern auch als Schauspielerin eine große Begabung ist. Schon die Art, wie sich in ihrem Mienenspiel Zartheit und Härte mischen, beeindruckt auf eine Weise, die auch ohne weitere Dialoge für sich sprechen würde.

Ein Film, auf den ich mich zu recht sehr gefreut habe und mein klarer Favorit der diesjährigen Berlinale.