Geheimagentin wider Willen

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"Fay Grim" von Hal Hartley (Panorama)

Die Vorstellung, nach einer langen Beziehung zu entdecken, dass der eigene Partner doch nicht der Looser und Langweiler war, für den man ihn insgeheim immer hielt, ist durchaus reizvoll. Genau diese Entdeckung steht der amerikanischen Hausfrau Fay Grimm (Parker Posey) bevor, die durch eine Reihe von haarsträubenden Ereignissen erkennen muss, dass sie von ihrem angeblich toten Ehemann so gut wie gar nichts wusste.

Die CIA, russische Geheimagenten und muslimische Terroristen bestimmen quasi über Nacht auf einmal das Schicksal der bis dato recht unbedarften Fay. Sie gerät immer tiefer ins Netz internationaler Geheimdienste und wird unfreiwillig auf eine Reise um die Welt geschickt, um die angeblich verschollenen Tagebücher ihres Ehemanns aufzuspüren. Diese sind nämlich nicht etwa- wie bisher von ihr angenommen- lediglich die gänzlich misslungenen Ergüsse eines literarischen Dilletanten, sondern in Wirklichkeit raffiniert chiffrierte Enthüllungen eines international agierenden Top-Spions.

Fay Grim ist vor allem ein respektloses und über weite Strecken höchst amüsantes Spiel mit der Erwartungshaltung des Zuschauers. Nichts ist hier wie es scheint. Identitäten und Rollenmuster werden zunächst detailliert aufgebaut, um dann im nächsten Moment wieder verworfen und neu zusammengesetzt zu werden. Selbst die Kulissen, die dem Zuschauer überzeugend vorgaukeln, dass sich die Handlung abwechselnd in New York, Paris und Istanbul abspielt, sind letztlich Teil dieses Verwirrspiels. Der Film wurde nämlich fast ausschließlich in Berlin gedreht.

"Fay Grim" ist eine Fortsetzung des 1998 von Hal Hartleys gedrehten „Henry Fool“, der in Cannes die Goldene Palme für das beste Drehbuch gewann. Auch in „Fay Grim“ gibt es herausragend komische Sequenzen und originelle, phantasievolle Entwicklungen der Story. Leider kann der furiose Auftakt nicht bis zum Schluss durchgehalten werden. Die zweite Hälfte des Films weist überflüssige Längen auf und wechselt unentschlossen zwischen Slapstick-Einlagen und melodramatischen Beziehungsgesprächen hin und her.

Insgesamt hinterlässt „Fay Grim“ deshalb einen zwiespältigen Eindruck. Die überzeugende Verkörperung der Hauptfigur durch Parker Posey entschädigt allerdings für manche Schwächen des Drehbuchs.


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Titel

Orignaltitel

Fay Grim

Credits

Regisseur

Hal Hartley

Schauspieler

Liam Aiken

Saffron Burrows

Jeff Goldblum

Sibel Kekilli

Parker Posey

Thomas Jay Ryan

Jasmin Tabatabai

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Flagge Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Dauer

118 min.

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