Boxen wie Jesus: Halt die andere Wange hin!

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"Poor Boy’s Game" von Clement Virgo (Panorama)

„Rocky“ kommt in die Kinos und die Kritiker verbeugen sich vor Stallones Mut und dem Film, den er geschaffen hat. Was ist das nur für eine ewige Liebe zwischen Boxen und Kino? Vielleicht gründet die Faszination in dem existenziellen Unterton, den jeder Fight hat, vielleicht auch in dem archaischen Mann gegen Mann (bzw. Frau gegen Frau), vielleicht auch bloß in der Brot&Spiele Liebe der Menschen.
Aber ein Film braucht eben Helden und Konflikte, um Spannung zu schaffen, und dafür bietet das Boxen eine großartige Gelegenheit. Dabei ist das hier gar kein Boxfilm...

Der Film heißt zwar „Poor Boy’s GAME“, aber das Boxen, wie eine Figur im Film sagt, ist gerade KEIN Spiel. Man spielt Fußball, man spielt Golf oder Hockey, aber man spielt nicht Boxen. Aber „Poor Boy’s Game“ ist kein Boxfilm (so wie es in den besseren Rocky Filmen ja auch immer um Stolz und Werte ging, nicht um Sport), es ist ein Film über Rassismus und Rache, über Vergebung und Neuanfang. Geboxt wird alles in allem vielleicht fünf Minuten.

Donnie Rose (Rossif Sutherland) sitzt im Knast, hat Knasttattoos, sieht aus wie ein Nazi von der Arian Nation und er boxt. Nun wird dieser Donnie nach neun Jahren entlassen, die er absitzen musste, weil er einen Schwarzen zum geistig-körperlichen Krüppel geprügelt hat.
Schnell spricht es sich auch in der schwarzen Gemeinde rum, die Donnies Freilassung versucht hatte, zu verhindern. Doch was die Gemeinde genau wie die noch immer rassistisch-gewalttätige Clique, die Donnies ober-unsympathischer, Frauen verprügelnder Bruder anführt, nicht wissen können: Der gute Donnie sieht noch so aus, wie ein Redneck, aber der Knast hat ihn geläutert: er will seine Ruhe und keinen Ärger mehr.

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Doch ein talentierter schwarzer Boxer sieht sich zum Racheengel berufen und mit Unterstützung der Gemeinde, soll er in einem offiziellen Boxkampf Donnie zu Brei schlagen, weil neun Jahre im Knast ihrer Meinung nach, ein ganzes Leben in geistiger Umnachtung nicht aufwiegen. Legale Lynchjustiz nur diesmal Schwarz gegen Weiß.
Aber da ist ja noch der Vater des damals fast getöteten Jungen (großartig: Danny Glover). Der bemerkt irgendwann, dass Donnie nicht mehr derselbe ist, dass er tief bereut, was er getan hat, und schickt ihn zu einem Boxtrainer, damit Donnie den Kampf zumindest überlebt.
Die Antreiber in der weißen und schwarzen Community beginnen derweil schon Mal mit dem Kampf, kloppen sich vor einem Club, eine Kirche wird abgefackelt und dann wird noch Donnies Bruder umgebracht, der wie wir erfahren, der eigentliche Täter vor 10 Jahren gewesen ist.

Nun will auch der Vater des schwer behinderten Jungen, dass die ewige Rache endet und trainiert Donnie selbst. So werden sie dann auch bald mehr oder minder von ihren jeweiligen Communities ausgeschlossen und stehen so da, wie der Boxer es kennt: Allein, aufrecht, aber mit dem Willen, das Richtige zu tun.
Als dann der Abend es Kampfs kommt, hat man als Zuschauer mal endlich (im Gegensatz zu den Rocky Filmen) keine Ahnung, wie dieser Boxkampf ausgehen wird. Erstaunlicher Weise findet der Film eine sehr gelungene Lösung, die beweist: Gewalt KANN eine Lösung sein. Aber nur innerhalb des Boxrings.

Kommentare ( 1 )

ohh mann sieht der gut aus hammer film am anfsng bissl komisch aber dann spannung pur

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Titel

Orignaltitel

Poor Boy's Game

Credits

Regisseur

Clement Virgo

Schauspieler

Greg Bryk

Danny Glover

Rossif Sutherland

Land

Flagge KanadaKanada

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