Afrika?

"Faro, la reine des eaux" (Faro, Godess of Water) von Salif Traoré (Forum)

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Ein Film wie ein Schlag ins Gesicht aller räucherstäbchenschwingenden Natur-Esoteriker und Baumumarmer. Denn was Afrika braucht ist Elektrizität, Technologie und ein Ende der überkommenen Traditionen magischen Denkens. Zumindest wenn man Salif Traores leicht propagandistischem Film folgen mag.

Mein persönliche Abschied von der Berlinale war wie letztes Jahr Milk and Opium auch dieses Jahr ein exotischer Ausflug. Diesmal in ein kleines, traditionelles Dorf in Afrika, das am großen Fluß Faro gelegen weiterhin in alten Traditionen denkt und lebt.

Auftritt des Protagonisten, der im Toyota-4WD ins kleine Dorf aus Lehmhäusern rumpelt. Er ist der Bastard, der das Dorf als Kind verlassen musste, weil das die Tradition erfordert. Als erwachsener Ingeniuer kommt er zurück um endlich aufzuklären, wer sein Vater. Ganz logisch, dass er dabei die kleine Dorfgemeinschaft in eine Krise stürzt, die selbst der Dorfchef und die weise, alte Seherin nicht alleine lösen können.

Der Film ist irritierend, weil er (obwohl von einem ganzen Arsenal europäischer Filmförderanstalten mit Sachmitteln unterstützt) mit der Darstellung an bestimmte Wahrnehmungsgrenzen stößt. Da gibt es absolut keine Psychologisierung der Figuren und eine bis zur Unemotionalität gesteigerte Gelassenheit der Figuren (herrlich ernüchternd wie scheinbar teinlahmslos die Mutter die Rückkehr ihres Sohnes zur Kenntnis nimmt), auch die verschiedenen, nicht weiter erklärten Rituale erschließen sich vielleicht nicht auf Anhieb. Dass der Film trotz enormer finanzieller Schwierigkeiten zu Stande kam und auf der Berlinale auch einem westlichen Publikum gefällt, war Salif Traore wichtig. Genau wie die aufklärerische Botschaft, die er auch nach dem Film noch einmal wiederholt: es ist die Technik und die moderne Wissenschaft, die Afrika braucht (denn der heimkehrende Sohn wird einen Staudamm für das Dorf bauen und damit Wohlstand und Elektrizität für die armen Bauern und Fischer).

Aber im Gegensatz zu den Worten des Regisseurs hat mir an dem Film gefallen, dass er gerade nicht die Traditionen als Aberglauben und Technik als Heilsbringer darstellt. Die vielen "magischen" Begebenheiten bleiben letztendlich unerklärt, die praktizierten Rituale erfüllen (zumindest teilweise) ihren Zweck. Das Neue und das Alte werden gerade nicht gegeneinander ausgespielt, sie ergänzen und begründen sich, so widersprüchlich sie auch seien mögen. Und genau das macht für mich die Faszination der Berlinale aus: nicht unbedingt die "großen" Filme in Wettbewerb und Panorma, es sind die kleinen, abseitigen und merkwürdigen Filme, die es bestimmt niemals ins Kino schaffen werden, die mir im Gedächtnis bleiben. Auch über Wochen und Monate hinweg.

Berlinale Ade.

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Titel

Orignaltitel

Faro, la reine des eaux

Credits

Regisseur

Salif Traoré

Schauspieler

Hélène M. Diarra

Djénéba Koné

Sotigui Kouyaté

Michel Mpambara

Fili Traoré

Land

Flagge DeutschlandDeutschland

Flagge FrankreichFrankreich

Flagge KanadaKanada

Flagge MaliMali

Jahr

2007

Dauer

94 min.

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