Das Leben des erfolgreichen Immobilienmaklers Liam gerät aus den Fugen, als er überraschend mit einem Doppelgänger konfontiert wird, der äußerlich in jeder Hinsicht eine exakte Kopie seiner selbst ist. Schon sehr bald muss Liam erkennen, dass diese Begegnung keineswegs ein Zufall war, sondern dass sein Ebenbild mit allen Mitteln einen Plan verfolgt: Der Doppelgänger will Liams Platz im Leben einnehmen. Hilflos muss Liam mit ansehen, wie es dem Double nach und nach gelingt, seine Position in der Immobilienfirma zu übernehemen und ihn auch im Privatleben bei Frau und Sohn zu verdrängen. Und obwohl Liams Frau (Kim Cattrell) bald bemerkt, dass sie nun mit jemand anderem zusammenlebt, ist sie vor allem mit den sexuellen Qualitäten des Doppelgängers weitaus zufriedender als mit denen des Originals. Gerade diese unerwarteten Wendungen in der Story machen den Reiz von "The Tigers Tail" aus. Als der aus seinem Haus ausgesperrte Liam durchs Schlafzimmerfenster seine Frau und den Doppelgänger heimlich im Ehebett beobachtet, ist das traurig und komisch zugleich.

Geschickt spielt John Boorman mit den Erwartungen des Publikums, das lange Zeit nicht weiß, ob es sich mitten in einem Mystery-Thriller befindet oder ob es doch für alle Geschehnisse eine reale Erklärung geben wird. Der permanente Wechsel zwischen Tragik, Action und schwarzem Humor macht einen weiteren Reiz der Geschichte aus.

Boorman zeichnet nebenbei ein deprimierendes Bild des heutigen Irlands, in dem der einst als "The Celtic Tiger" bezeichnete wirtschaftliche Aufschwung der Vergangenheit angehört. Das Irland in Boormans Film ist eine durch extreme Klassenunterschiede gespaltene Gesellschaft am Wendepunkt, in der Alkoholismus und Drogenmissbrauch den Alltag bestimmen.

Obwohl sich "The Tigers Tail" sowohl durch seine originelle Story als auch durch die großartige schauspielerische Leistung Brendan Gleesons in die Herzen des hiesigen Festivalblog-Kritikerduos zu spielen vermochte, fand der Film bei den spanischen Filmkritikern wenig Gnade. Wie der heutigen Presse zu entnehmen war, wird ihm dort vor allem Mittelmaß bescheinigt.