"El Camino de San Diego" von Carlos Sorin

Wie wichtig Fußball für die Gemeinschaft und den einzelnen werden kann, das braucht nach der letzten WM nicht mehr gesagt zu werden. San Sebastian, mit der Mannschaft Real Sociedad in der Primera División (leider haben sie am letzten Wochenende gegen Real Madrid verloren), ist da keine Ausnahme. Einzigartig dagegen ist das Phänomen um einen Fußballer, mit dem sich der am gestrigen Abend gezeigte Film von Carlos Sorin beschäftigt. Armando Diego Maradona galt in der ganzen Welt als Ausnahmefussballer, aber in seiner Heimat Argentinien ist er auch lange nach dem Ende seiner Karriere viel mehr: Diego Maradona ist hier ein Heiliger.

Tati ist einer der bedingungslosen Verehrer von Diego. Er hat zwei Tattoos, ein kleines auf dem Oberarm, auf dem sich mit viel wohl wollen sein Idol erkennen lässt und ein großes auf dem Rücken, eine 10, die Nummer mit der Diego immer aufgelaufen ist. Tati wohnt in der Provinz Missones, einer Region Argentiniens, wo sich Hund und Katze gute Nacht sagen und eine veraltete Fotokamera noch als Hightech gilt. Als auch hier die Nachricht vordringt, dass der große Maradona ins Krankenhaus wurde ist hier, wie in ganz Argentinien für die Bestürzung groß. Tati ist es aber nicht genug wie die anderen vorm Fernseher Maradona anzufeuern wieder gesund zu werden. Er entschließt sich einen Baumstumpf, in dem er Maradona zu erkennen glaubt und den er als Heiligenstatue verehrt, in das entfernte Buenos Aires zu bringen, um wie die anderen hundert Tausende, die vor dem Krankenhaus zusammengefunden haben, zur Genesung von Diego beizutragen.

Die Reise Tatis nach Buenos Aires ist ein Roadmovie, dass weniger die Schönheit einer Landschaft, als vielmehr die Schönheit der Menschen in den Vordergrund rückt. Während in den letzten Jahren negative Schlagzeilen in und über Argentinien dominieren, betont "El Camino de San Diego" bewusst das Positive und zeigt wie in einer Fabel den Zusammenhalt der Argentinier, die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich gegenseitig helfen und ihre gemeinsame Verehrung für Diego Maradona. Es wird greifbar was es heißt, wenn inmitten von Arbeitslosigkeit und Armut ein einzelner Mensch religiösen Status erlangt. Die Hingabe zeigt sich in inniger, aufrichtiger Liebe und Dankbarkeit an "den Star", der einem so viel gegeben hat. Ignacio Benítez in der Rolle des Tati verkörpert diese Liebe auf eine so unaufdringliche und sympathische Weise, das wir glauben es handelt sich nicht um einen Spiel sondern um einen Dokumentarfilm. Er unterstützt damit perfekt den Regisseur Carlos Saurin der auch mit anderen Stilmitteln wie Interview Einblendungen, in denen die Dorfbewohner aus Missiones von Tati erzählen, seinem Film einen dokumentarischen Touch gibt. "El Camino de San Diego" wird so zu einer beeindruckenden Reise durch ein unbekanntes Argentinien und nutzt die Magie des Kinos, uns die Tür zu neuen Welten und Weltsichten zu öffnen.

Kommentare ( 2 )

Was

..."was?"....ein wenig konkreter wäre super ;)

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Titel

Orignaltitel

El camino de San Diego

Credits

Regisseur

Carlos Sorin

Schauspieler

Carlos Wagner La Bella

Ignacio Benítez

Paola Rotela

Drehbuch

Kamera

Carlos Sorin

Land

Flagge ArgentinienArgentinien

Dauer

96 min.

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