Panorama: Derecho de Familia (Family Law) von Daniel Burman

Nichts Halbes und nichts Ganzes.

Wer Daniel Burmans sympathischen Film „El abrazo partido“ vor zwei Jahren auf der Berlinale gesehen hat, freut sich auf „Derecho de Familia“, seinen dritten Film, der ganz ungeplant eine Trilogie abschließt. Wieder die gleichen Schauspieler, wieder das selbe Thema: der Vater-Sohn-Konflikt. Aber an „El abrazo“ kann „Derecho de Familia“ leider nicht anschließen, denn Burmann konnte sich wohl nicht entscheiden. Er wollte sich ganz auf den Konflikt zwischen Vater (Rechtsanwalt) und Sohn (Juradozent) konzentrieren, sagte Burman nach dem Film. Leider ist ihm das nicht gelungen, der Film verliert sich zwischen Liebesgeschichte, Vater-Sohn-Konflikt und der Geschichte eines Erwachsen-Werdens. Weniger wäre mehr gewesen und hätte dafür gesorgt, dass sich der sympathische Film, der mit witzigen Dialogen, schönen Figuren und wunderbar absurden kleinen Details zu glänzen vermag, nicht ganz so verzettelt.

derecho_klein.jpg

Daniel Hendler spielt wieder die Hauptfigur: „Perelman junior“. Er gleicht optisch und selbst bis in die Bewegungsabläufe seinem Vater, einem liebenswerten aber niemals herzlichen Rechtsanwalt. Der erste Teil des Films zeigt „Perelman senior“ bei der seit fünfzehn Jahren unveränderten täglichen Routine. Dann Schnitt zu Perelmann junior, dem Jura-Dozenten, der sich in eine seiner Studentinnen verliebt, lustigerweise eine Pilates-Lehrerin. Schon das Aufeinandertreffen dieser beiden bietet Potenzial für einen eigenen Film, aber Burman führt die anekdotische Erzählweise des Anfangs fort, bis die beiden schließlich heiraten und der zweijährige Sohn auftritt. Da erst beginnt die eigentliche Geschichte des Films: die Entwicklung eines Sohnes, der nun selbst zum Vater wird. Nur hat man da schon zwanzig Minuten eines Films gesehen, der mit dem, was folgt, leider nicht mehr viel zu tun hat.
Also zum Vater-Sohn-Vater-Thema. Irritierenderweise lernt Perelman junior seinen Sohn nach zwei Jahren zum ersten Mal kennen. Als nämlich seine Fakultät vorübergehend geschlossen werden muss, weil sie unter der Last der seit Jahrzehnten gesammelten Akten zusammenzubrechen droht (wunderbar absurd: wie Arbeiter bündelweise Akten aus dem Haus abseilen und auf LKWs verladen, und eine vielleicht allzu offensichtliche Bezugnahme auf Argentiniens Vergangenheit).
Plötzlich also, deus ex machina, ist der neue Papa einen Monat ohne Arbeit und weiß natürlich nicht, was er damit anfangen soll. Also kümmert er sich zum ersten Mal um seinen Sohn. Plötzlich dann (der nächste deus), ist die Mama auf Meditationsreise mit den Pilates-Freunden und der neue Papa ganz alleine. Und immer wieder funkt „Perelman senior“ dazwischen, der den Junior in fortwährende Rollenkonflikte (Vater??? Sohn???) zwingt. Dabei gibt es viele wunderbare Momente (die Perelmans im Park), absurde Situationen (Junior, der immer im Anzug im Bett schläft) und sehr viel Liebe zu den Figuren, aber im Endeffekt wird Burman damit leider keiner seiner Figuren gerecht. Ein sympathsicher Film, ohne Frage, aber verzettelt, wirr und dadurch manchmal eben auch langweilig.

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Titel

Orignaltitel

Derecho de familia

Englischer Titel

Family Law

Credits

Regisseur

Daniel Burman

Schauspieler

Adriana Aizenberg

Julieta Díaz

Damian Dreizik

Arturo Goetz

Daniel Hendler

Land

Flagge ArgentinienArgentinien

Flagge FrankreichFrankreich

Flagge ItalienItalien

Jahr

2005

Dauer

102 min.

Related

Arturo Goetz (Schauspieler)

BERLINALE 2010

Rompecabezas (Schauspieler)

Daniel Hendler (Schauspieler)

BERLINALE 2020

El prófugo (Schauspieler)

Impressum