German Cinema: "Im Schwitzkasten" von Eoin Moore

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Alle reden von Elementarteilchen, weil da angeblich alle wichtigen deutschen Schauspieler mitspielen. Nein sage ich da - allerhöchstens die Hälfte. Denn die andere Hälfte finden wir "Im Schwitzkasten": Edgar Selge, Christiane Paul, Laura Tonke, Andreas Schmidt (gerade als LKW Fahrer in Sommer vom Balkon zu bewundern), Esther Zimmering, Steffi Kühnert und Charly Hübner.
Für den neben mir sitzenden Drehbuchautor war das Qualtitätskriterium des Films, dass viel gelacht wird während der Vorführungen. Recht hat er. Und das ist die Berliner Sommergeschichte:

Jeden Donnerstag, auch wenn die Leute draussen Shorts und T-Shirt tragen, wird in der Sauna "SCHWITZKASTEN" gemeinsam beim Latschenkieferaufguß gelitten und geächzt. Die Geschwister Nadine und Jost betreiben die Sauna, hier trifft sich regelmässig ein illustres Grüppchen: Der Langzeitarbeitslose Toni, die Ex-Stewardess Dani, die Vertreterin und Versicherungsmaklerin Karin, die turbantragende Afrikafreundin Monika sowie Norbert, Literaturprofessor und Redenschreiber für seine Frau, eine Bundestagsabgeordnete. So nackt und schwitzend lernt man Leute ganz gut kennen, aber...

...trotzdem haben alle ihr kleines Geheimnis. Das beim Saunatratsch vor den anderen zu verheimlichen gelingt immer weniger. Saunachef Jost, der kurz vom Konkurs steht, Norbert als Investor für eine Saunalandschaft im Berliner Umland gewinnen will, der zugleich in Nadine, Josts Schwester verliebt ist, und zunehmend unhaltbarere Reden schreibt, Toni, der keine Arbeit bekommt und in die nun auch arbeitslose Dani verliebt ist, die niemandem sagen will, dass man sie rausgeschmissen hat, Karin, die sowas wie die Horrorvision einer Ich-Ag ist und Probleme mit ihrer Tochter hat und die nette Nadine, die irgendwann merkt, dass ihr Bruder den Laden vor die Wand fährt.

Ich habe viel gelacht. Es gab grandiose Dialoge und skurrile Momente, die wie Kettenglieder die verzweigte Geschichte zusammenhielten, meist beschert durch Charly Hübner und seine trocken-poltrige Art den Jost zu spielen und durch Laura Tonke als Monika mit Weltenretter-Attitüde bei gleichzeiger Entscheidungsunfähigkeit.

Am Ende dann ein rundum versöhnlicher Schluss für alle Beteiligten, ausser für Norbert, den es beim Aufguss erwischt. Aber sein Tod löst den Knoten: danach arbeitet die Truppe ein Mal richtig zusammen, es werden Entscheidungen getroffen und Lügen eingestanden. Und als der Film schließlich im Umland endet, ist überall Berliner Sommer: Ein Zustand von Gleichmut und Glück, dessen Existenz im Januar unvorstellbar ist, aber im Juli eingetroffen, das ganze Leben ändert. Diese Stimmung hat auch der Film, wenn seine Figuren ihre ganzen Lügen erst Mal ausgeschwitzt haben. Schön!

Start des Films übrigens am 30. März in den Kinos

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