Forum: Karov la Bayit (Close to Home) von Dalia Hager und Vid Bilu

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Es stimmt, Filme, die in Israel spielen, müssen sich nicht unbedingt mit „dem Konflikt“ beschäftigen, dass heißt mit der Besatzung. Filme, die in Jerusalem spielen, einer geteilten Stadt, schon eher. Und Filme, in deren Mittelpunkt israelische Soldatinnen stehen, werden wohl kaum darum herumkommen. Dennoch, der Film von Dalia Hager und Vid Bilu stellt seine durchweg weiblichen Protagonisten in den Vordergrund und nicht die fast schon obligatorische Kritik an der unerfreulichen Realität der – so eine der beiden Regisseurinnen – „Militärdemokratie“ Israel.

Zwei Jahre müssen junge israelische Frauen nach dem Abitur Wehrdienst ableisten. Teenager also, die sich in einer normalen Welt wohl kaum danach sehnen, in Reih und Glied zu marschieren; und erst Recht nicht danach, herabwürdigende Kontrollen an Araberinnen durchzuführen, um – so die Illusion – Terroristen zu finden. Der Film beginnt mit einer Szene, in der sich eine junge Soldatin weigert, an einem Checkpoint Palästinenserinnen einer demütigen Prozedur zu unterziehen: Ihre Handtaschen zu leeren, ihre privaten Briefe an die Zensur zu geben, das Kinderspielzeug aus der Packung zu reißen, endlose Befragungen und Untersuchungen durchzuführen. Die Soldatin landet, weil sie die Wartenden schließlich ohne Kontrolle durchlässt, für ein paar Tage in der Zelle.

Im Mittelpunkt steht aber ganz die Geschichte von Mirit und Semadar, die in derselben Einheit ihren Dienst tun, sich aber nicht verweigern. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Mirit das brave Mädchen aus gutem Hause, die Streberin, die versucht auch in der Armee alles richtig zu machen; Semadar das glatte Gegenteil, der alles egal ist und die nur tut wozu sie Lust hat. Die beiden nerven sich kollossal, bis das – zugegebenermaßen nicht ganz Unvorhersehbare - passiert (der Israeli neben mir sagt schon nach zehn Minuten, pass auf, gleich passiert „es“): Ein Anschlag, bei dem Mirit leicht verletzt wird.

Dann beginnen Verwirrungen, die das Verhältnis der beiden auf den Kopf stellen: Mirit verliebt sich in einen jungen Mann, der sie direkt nach dem Anschlag verarztet. Ein paar Tage später sieht sie ihn wieder, aber traut sich nicht, ihn anzusprechen. Um sich bei Semadar Respekt zu verschaffen, erfindet sie eine Liebesbeziehung mit dem Mann. Sie wird selbstbewusster, aber auch nachlässiger im Dienst, und muss schließlich selbst für eine Woche hinter Gitter. Semadar will den vermeintlichen Liebhaber benachrichtigen und erfährt die Wahrheit. Am Ende entsteht zwischen den Beiden, die Soldatinnen sein sollen weil nur weil sie in eine Uniform gesteckt wurden, eine Freundschaft. Sie haben sich verändert, nicht aber ihre Aufgabe. Bei einem tragischen Vorfall am Ende müssen sie noch mal die ganze Hilflosigkeit ihrer Lebenssituation erfahren, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben.

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Titel

Orignaltitel

Karov la bayit

Englischer Titel

Close to Home

Credits

Regisseur

Vidi Bilu

Dalia Hager

Schauspieler

Smadar Sayar

Naama Schendar

Irit Suki

Katia Zimbris

Land

Flagge IsraelIsrael

Jahr

2005

Dauer

90 min.

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