Raindance East 2005
Meisterklasse mit Danny Boyle - Teil 1

Die Meisterklassen des Festivals scheinen immer für eine Überraschung gut zu sein. Heute stand die Meisterklasse mit Regisseur Danny Boyle (u.a. "Trainspotting", "The Beach", "24 hours later") an. Im Programm war angekündigt, dass er einen seiner Filme mitbringt. Ich komme zu spät zum Beginn der Veranstaltung ... höre nur noch wie sich Danny Boyle für irgendetwas entschuldigt und sagt nach den 2,5 Stunden Film gäbe es eine kurze Pause. Ups....2,5 Stunden..ok....die letzte Vorstellung auf der Berlinale war für mich Heavens Gate. Michal Chiminos Film ging über vier Stunden und mir war nie langweilig. Der Film beginnt. Erst einmal der für britische Kinos obligatorische Hinweis auf die Altersfreigabe: ab 15, Titel des Films "Come and see". Noch nie gehört, das Danny Boyle einen Film mit diesen Titel gemacht hat. Erste Szene: zwei Jungen auf einem Schlachtfeld. Tippe auf zweiten Weltkrieg. Sie rauben den Kadavern ihre Gürtel. Einer der Jungen findet ein Gewehr. Sie reden russisch. Als dann auch der Vorspann in russisch ist, schwant mir, dass dies definitiv nicht ein Film nicht von Danny Boyle ist. Statt dessen folgt ein 2,5 stündiger russischer Kriegsfilm. 2,5 Stunden harte Kost. 2,5 Stunden wie der Junge Florian in den russischen Partisanenkampf gegen die Deutschen eingebunden wird. 2,5 Stunden Greueltaten der deutschen Wehrmacht: wie sie sein ganzes Dorf massakrieren und wie sie gut gelaunt, Jodelmusik von Plattenteller im Hintergrund, Kinder und Frauen in Ställe treiben, um diese dann anzuzünden. Mir wird ungemütlich. Fange an mich zu ärgern. Die Grausamkeit der deutschen Kriegsführung in Russland ist belegt. Trotzdem hilft die absolute Dämonisierung, die Entmenschlichung in der Darstellung der Deutschen kein wenig in der Klärung, wie es zu so etwas kommen kann. Vielleicht ist das auch überhaupt nicht das Anliegen des Films. Ganz sicher ist es nicht der Grund, warum Danny Boyle den Film ausgesucht hat. Ich ärger mich trotzdem.
Technisch ist der Film innovativ...keine Frage. Der Film findet seine eigenen, aussergewöhnlichen Mittel Trost- und Hoffnungslosigkeit des Krieges für die russische Landbevölkerung darzustellen. Innovativ hin oder her - ich bin heilfroh als die 2,5 Stunden vorbei sind. Ohne Vorwarnung hat mich der Film kalt erwischt.

Kommentare ( 1 )

Der Film müsste in jeder Schule gezeigt werden! Vielleicht ist dann die deutsche Krigesgeilheit endlich vorbei...

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