Panorama: „Protocols of Zion“ von Marc Levin

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Die Mutter aller Verschwörungstheorien

*Regie: Marc Levin *Produzenten: Marc Levin & Steve Kalafer *Schnitt: Ken Eluto * Musik: John Zorn

Panorama: „Protocols of Zion“ von Marc Levin

Die Mutter aller Verschwörungstheorien
*Regie: Marc Levin *Produzenten: Marc Levin & Steve Kalafer *Schnitt: Ken Eluto * Musik: John Zorn

„Here come the Jews!“ sollen irakische Bürger ausgerufen haben, als die amerikanischen Soldaten in Bagdad einrollten. Juden, das ist vor allem in der arabischen Welt ein Synonym für Verschwörung, Unterdrückung und vor allem die große Weltverschwörung. Aber wie der Film zeigt gibt es auch genug Rechte in den USA, Schwarze und Verwirrte, die an die großangelegte, seit Jahrhunderten geplanten Umsturz der Juden glauben. „Die Protokolle“ sind bis heute ein weltweit populäres Buch (im Film sowohl an N.Y.er Strassenständen sowie beim Naziversand immer ausverkauft), in dem alle bekannte antisemitischen Vorurteile eingeflossen sind.
Marc Levin interviewt verschiedene Personen zu ihren Kenntnissen der Protokolle, der Juden im Allgemeinen und deren Rolle in der Welt. Von arabisch stämmigen Jugendlichen und schwarzen Nationalisten auf der Straße in New Jersey über den Manager der Organisation „National League“, eine rassistische, rechte Truppe, die in die ganze Welt mit Naziaccessoires und Propagandamaterial versorgt. Er mischt sich unter die Leute an Ground Zero und dokumentiert solch weitverbreitete wie wirre Vorstellungen, dass die Juden am 11. September 2001 alle gewarnt worden seien und es deshalb keine jüdischen Opfer unter den Toten gebe. Man weiß bei dem absurden Geseier dieser Leute nicht, ob man lachen oder bestürzt sein soll. Wie bei Verschwörungstheorien üblich, retten sich alle, egal ob radikale Muslime, Neonazis oder normale Irre wenn ihre Argumente durch einfache Fakten widerlegt werden können, in die selbstreferentielle Ecke: Aller Widerspruch wird mit dem Argument, man sei eben von jüdischen Informationen in den Medien verwirrt, abgeschmettert.

Die Recherchen führen Levin letztlich zur antisemitischen „Basislüge“ zurück, die Juden hätten Jesus ermordet. Vor dem Hintergrund des Filmstarts von Mel Gibsons „Passion of Christ“, spricht er mit Christen und Juden über diese Mutter aller antisemitischen Verschwörungen.

Levin tritt zum erten Mal in einem seiner Filme selbst auf, diskutiert mit den Leuten auf der Straße, setzt sich in eine rechtsradikale Radiosendung, er agrumentiert, streitet, wird angegriffen und bleibt bewundernswert gelassen, bei all dem Irrsinn den er sich da anhören muss.
Der Mut diesen Leuten seinen Widerspruch ins Gesicht zu sagen und dabei seinen jüdischen Glauben nicht zu verheimlichen, macht den Film zu einer sehr persönlichem Auseinandersetzung mit den Ursprüngen der weltweit florierenden antisemitischen Propaganda.

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