Berlinale-Expedition beginnt

Ich hektike herum: Welche Filme gucken, wann wo, wie anstellen, möglichst viel sehen und finden. Will mich bewegen lassen. Was mir in der Dunkelheit des Kinosaals begegnet, soll einen Unterschied machen und bis ins normale Leben strahlen, die Bilder sollen unerwartete Nachbeben verursachen - Wochen oder Monate später. Will mich nicht langweilen und nur weitere Variationen längst bekannter Bilder und Geschichten und Figuren vorgesetzt bekommen. Will nicht an die Costa Brava, will nicht nach Österreich. Stattdessen: Eine Reise auf die Berlinale, eine echte Expedition, soll es sein!
Ich lese Festival-Guides wie einen Reiseführer, dazu hunderte von Vorabkritiken und Zusammenfassungen, Zeitungsbeilagen und Hintergrundgeschichten, ich plane und bereitet vor, wähle aus bis ich schließlich viel zu viele Filme (Orte/Landschaften)vor mir habe, die gut klingen, die etwas versprechen.
Morgen geht es endlich los. Und schon am ersten Tag vor Ort (im Kino / in Afrika) wird alles anders sein als im Berlinale-Reiseführer. Alle Vorbereitungen sind hinfällig, ich muss improvisieren, Plänen und Zielen und Erwartungen loslassen. Dann werden mir vielleicht die Filme (Orte) begegnen, die ich suche, auf die mich nichts und niemand vorbereiten konnte. Bilder und Momente, die bleiben, auch wenn das Licht längst wieder angegangen ist (und ich Heim gekehrt bin).

Am Ende, nach 10 Tagen, werden alle Filme zu einem Einzigen verschwimmen wie zu einer einzigen großen Reiseerinnerung: Eine Reise, die ihre großen Momente gehabt haben wird, aber auch Tiefpunkte und Krisen; mal Nähe und dann wieder Distanz zu dem Film, zu all dem Rummel, mal lachen und mal weinen, ich werde in einem Film Entspannung und in einem anderen den Thrill suchen, ich werde mich mal nach Gewohntem sehnen und ein anderes Mal mutig das Fremde und Unbekannte erforscht haben.

Bin schon unterwegs - das Abenteuer beginnt morgen früh, 7.30 in einer schnöden Warteschlange...wie am Flughafen.

Kommentiere den Film oder den Eintrag

Impressum