Die fast 20 Jurys der Berlinale. Wer krönt wen?

Es gibt unabhängige Jurys und andere Jurys, die von der Berlinale berufen wurden (vor allem die des Hauptwettbewerbs.)
Unabhängig ist eine Jury, deren Mitglieder nicht von der Berlinale selber berufen werden. Neben dem sehr öffentlichkeitswirksamen Wettbewerbspreisen dem goldenen und Silbernen Bären, gibt es eine Vielzahl von unabhängigen Jurys, die im Rahmen der Berlinale Preise vergeben. Dementsprechend vergeben die unabhängigen Jurys ihre Preise nach sehr unterschiedlichen Kriterien. Im Folgenden werden alle Preise kurz dokumentiert.

Die Unabhängigen:
Preise der Ökumenischen Jury
Seit 1992 sind die internationalen Filmorganisationen der evangelischen und der katholischen Kirchen - Interfilm und Signis - durch eine aus sechs Mitgliedern bestehende gemeinsame ökumenische Jury vertreten. Die Jury vergibt ihren Hauptpreis für einen Film aus dem Wettbewerb, sowie je einen mit 2.500 Euro dotierten Preis für einen Film aus der Sektion Panorama und aus dem Programm des Forums. Die Jury ehrt mit den Preisen Filmschaffende, die in ihren Filmen ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die es in ihren Filmen schaffen, die Zuschauer für spirituelle, menschliche und soziale Werte zu sensibilisieren. Jurymitglieder 2005 sind: Thomas Kroll (Jurypräsident), Clotilde Lee (Korea), Charles Martig (Schweiz), Johanna Haberer (Deutschland), Dina Iordanova (Schottland), Gordon Matties (Kanada).

Preise der FIPRESCI-Jurys
Die Jurys der „Fédération Internationale de la Presse Cinématographique“, des internationalen Verbands der Filmkritik, sichten Filme aus dem Programm des Wettbewerbs und in den Sektionen Panorama und Forum. Pro Sektion wird ein Preis für den besten Film vergeben. Die Mitglieder der diesjährigen FIPRESCI- Jurys sind: Andrei Plakhov (Jurypräsident, Russland), Dubravka Lakic (Serbien-Montenegro), Leonardo Garcia Tsao (Mexiko) für den Wettbewerb; Ruth Pombo (Spanien), Ninos Feneck Mikelides (Griechenland), Angelika Kettelhack (Deutschland) für das Panorama; Pamela Bienzóbas (Chile), Cristina Piccino (Italien), Helmut Merker (Deutschland) für das Forum.

LVT - Manfred-Salzgeber-Filmpreis
Der Preis ist nach dem langjährigen Leiter des Panorama und Mitgestalter des Festivals, Manfred Salzgeber, benannt. Die Jury besteht aus drei Mitgliedern und vergibt einen Preis an einen innovativen Spielfilm des offiziellen Programms. Der Preisträgerfilm darf noch keinen Verleih in mehr als einem europäischen Land haben. Mit dem Preis verbunden ist eine von der Untertitelungsfirma Laser Vidéo Titrages (LVT) gestiftete Untertitelung des Films in bis zu drei verschiedene Sprachen. Die diesjährige Jury sind: Marieanne Bergmann (Deutschland), Andrea Weiss (USA), Giampolo Marzi (Italien).

Dialogue en Perspective
Initiiert wurde der Preis „Dialogue en perspective“ vom französischen Fernsehsender TV 5 zusammen mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk und den Internationalen Filmfestspielen Berlin. Der Preis geht an einen herausragenden Beitrag in der Sektion Perspektive Deutsches Kino. Die Jury besteht aus vier französischen, drei deutschen Mitgliedern und einem Jurypräsidenten. Die diesjährige Jurypräsidentin ist die Regisseurin Nina Grosse. Ziel des Preises ist es, aktuelles deutsches Kino einem jungen französischen Publikum nahe zu bringen. Der Gewinner-Film wird beim Festival des deutschen Films in Paris vorgestellt.

Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater
Die Jury der „Gilde deutscher Filmkunsttheater“ setzt sich aus drei Juroren zusammen, die Kinobetreiber und Mitglieder der Gilde sind. Die diesjährige Jury setzt sich zusammen aus Adrian Kutter, Thomas Engel und Michael Spiegel. Sie vergibt ihren Preis an einen Film des Berlinale-Wettbewerbs

Preise der CICAE
Für die Confédération Internationale des Cinémas D´Art et Essai (C.I.C.A.E.), den Internationalen Verband der Filmkunsttheater, sind zwei Jurys auf der Berlinale tätig: eine vergibt einen Preis an einen Film des Panoramas, eine kürt einen Film des Forums.

Prix UIP Berlin
Eine Initiative von UIP (United International Pictures) und der Europäischen Filmakademie in Kooperation mit der Berlinale. Der Preis wird von der Internationalen Kurzfilmjury vergeben und zwar an einen europäischen Kurzfilm aus den Programmen des Wettbewerbs und des Panoramas. Der Gewinnerfilm ist automatisch für den Europäischen Filmpreis nominiert.

Friedensfilmpreis
Die Jury besteht aus neun Mitgliedern, die Filme aus allen Sektionen sichten. Der Hauptpreis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird von der „Initiative Friedensfilmpreis“ in Verbindung mit den „Ärzten zur Verhütung des Atomkriegs“ (IPPNW) und der Heinrich-Böll-Stiftung gestiftet. Darüber hinaus kann die Friedensfilmpreis-Jury lobende Erwähnungen aussprechen.

Teddy-Awards
Die Teddy-Awards gehen an Filme, die in einem schwul-lesbischen Kontext stehen. Die neun Mitglieder der internationalen Jury werden zum großen Teil aus dem Kreis schwul-lesbischer Filmschaffender und FestivalmacherInnen gewählt. Sie sichten Filme aller Festivalsektionen. Aus einer von der Jury festgelegten Auswahl von Filmen wird ein mit je 3.000 Euro dotierter Teddy an einen Spielfilm, einen Kurzfilm und einen Dokumentarfilm vergeben. Präsident der diesjährigen Jury wird Michael Kutza sein, der Leiter des internationalen Filmfestivals in Chicago.

Wolfgang-Staudte-Preis
Der Preis wird von einer dreiköpfigen Jury an einen Film des Forums verliehen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert. Der Preis ist benannt nach dem deutschen Nachkriegsregisseur und Drehbuchautor Wolfgang Staudte. Die diesjährigen Jurymitglieder sind: Fujioka Asako (Japan), Angela Schanelec (Deutschland), Teboho Mahlatsi (Südafrika).

Caligari-Filmpreis
Die aus vier Mitgliedern bestehende Jury vergibt den Caligari-Filmpreis an einen Film des Forums. Der Preis wird vom „Bundesverband kommunale Filmarbeit“ , der Zeitschrift „film-dienst“ sowie dem TV-Sender 3sat gestiftet. Er ist mit 4.000 Euro dotiert, wobei die eine Hälfte an den Regisseur des Films geht, die andere den Verleih fördert. Der Preis wird 2005 zum 20. Mal vergeben. Die Mitglieder der diesjährigen Caligari-Jury sind: Margarete Wach, Hans-Joachim Fetzer, Volker Kufahl, Jörg Marsilius

NETPAC-Preis
Das „Network for the Promotion of Asian Cinema“ (NETPAC) ist ein Zusammenschluß von Festivalorganisatoren und Filmkritikern, die sich die Förderung des asiatischen Films zum Ziel gesetzt haben. Die aus drei Mitgliedern bestehende Jury sichtet asiatische Filme im Programm des Forums.

Don Quijote-Preis der FICC
Die 1947 gegründete „Fédération Internationale de Cine-Clubs“ (FICC/IFFS) ist die internationale Dachorganisation der Filmklubs. Der von der FICC-Jury mit dem Don Quijote-Preis ausgezeichnete Film wird in den Katalog des „Film Distribution Network“ der FICC aufgenommen. Das Distributionsnetzwerk stärkt die internationale Verbreitung der Preisträgerfilme.

Amnesty International Filmpreis
Die deutsche Sektion von „amnesty international“ verleiht auf der Berlinale 2005 erstmalig den Amnesty International Filmpreis, der bereits auf anderen internationalen Filmfestivals vergeben wird. Die Jurymitglieder sind die Schauspielerin Nina Hoss, der Filmproduzent Christoph Friedel und die Medienreferentin von amnesty international, Brita Lax. Die Jury sichtet Filme der Sektionen Wettbewerb, Panorama und Forum und richtet dabei ein besonderes Augenmerk auf Dokumentationen. Ziel des Preises ist es, die Aufmerksamkeit von Fachbesuchern und breitem Publikum auf das Thema Menschenrechte zu lenken und Filmemacher dazu zu ermutigen, sich dieses Themas verstärkt anzunehmen.

Femina-Film-Preis
Der Verband der Filmarbeiterinnen e.V. vergibt jährlich den Femina-Film-Preis, 2005 erstmals auf der Berlinale. Der Preis wird verliehen für "hervorragende künstlerische Leistungen einer Technikerin" in einem deutschsprachigen Spielfilm, und zwar im Bereich Ausstattung, Kamera, Kostüm, Musik oder Schnitt. Ziel des Preises ist, die Bedeutung der künstlerischen Arbeit der mitwirkenden Frauen für das Gesamtresultat eines Filmes hervorzuheben. Die Jury des mit 5.000 Euro dotierten Preises besteht aus drei im Filmbereich tätigen Frauen. In 2005 sind dies Anina Diener, Ula Stöckl und Franziska Heller.

"Europa Cinemas"-Preis
Das Label „Europa Cinemas“ wurde auf dem Filmfestival in Cannes 2003 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Ziel der Initiative ist die Förderung europäischer Filme, ihres Verleihs und ihrer Wahrnehmung beim Publikum und in den Medien. Es wird jeweils ein europäischer Film der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes und seit 2004 auch der Venice Days in Venedig mit dem Label durch eine Jury von 5 Mitglieds-Kinobetreibern ausgezeichnet. In 2005 wird diese Auszeichnung zum ersten Mal auf der Berlinale vergeben, und zwar an einen europäischen Film des Panoramas. Die Jurymitglieder sind: Ian Wild (GB), Tibor Biro (Ungarn), Antonio Llorens Sanchis (Spanien), Petra Klemann (Deutschland), Dietmar Zingle (Österreich).

Die offiziellen Berlinale Jurys
Der Hauptwettbewerb der Berlinale
Die Internationale Jury vergibt die Hauptpreise des Festivals: die Goldenen und Silbernen Bären,
den Alfred-Bauer-Preis an den besten Erstlingsfilm, respektive einen Film, der „neue Perspektiven der Filmkunst eröffnet“ und den „Blauen Engel“ für den besten europäischen Film, der mit 25.000 Euro der höchstdotierte Preis der Berlinale ist und von AGICOA gestiftet wird.
Die Internationale Jury sichtet für ihre Entscheidungen ausschließlich Filme des Wettbewerbs.
Die mindestens sieben Mitglieder der Jury werden vom Direktor der Berlinale ernannt und eingeladen. Die Jury setzt sich zusammen aus prominenten Filmschaffenden verschiedenster Provenienz: Regisseuren, Schauspielern und Produzenten, aber auch Vertretern anderer Festivals und der Filmwirtschaft. In die Jury kann nur berufen werden, wer in keiner Weise an der Entstehung oder Verwertung eines Wettbewerbfilms beteiligt ist.
Der Jurypräsident führt den Vorsitz über die Beratungen und genießt bei den Entscheidungen doppeltes Stimmrecht. Die JurypräsidentInnen der vergangenen Jahre waren Mira Nair, Atom Egoyan und Frances McDormand.

Kurzfilm-Preise
Die Internationale Kurzfilmjury verleiht gleich mehrere Preise in den Sektionen Wettbewerb und Panorama, darunter den Goldenen Bären für den besten Kurzfilm im Wettbewerb und den Panorama Kurzfilmpreis. Den Gläsernen Bär für den besten Kurzfilm des Kinderfilmfests vergibt die Kinderjury. Die elf Jury-Mitglieder im Alter von 11 bis 14 Jahren werden auf Empfehlung der Leitung des Kinderfilmfestes berufen. Jedes Jahr bietet das Kinderfilmfest seinem jungen Publikum die Möglichkeit, sich mittels eines Fragebogens zu den Filmen zu äußern. Aus den Hunderten von Teilnehmern dieser Aktion werden von den Mitarbeitern des Kinderfilmfestes die kommenden Jurymitglieder ermittelt. Wer in seinen Kommentaren Sehschärfe und Urteilskraft beweist, hat gute Chancen, im folgenden Jahr über die Vergabe der Gläsernen Bären mit zu entscheiden.

Die Jugendjury
Im vergangenen Jahr wurde das Kinderfilmfest um den Wettbewerb 14plus erweitert. Unter diesem Titel werden Filme präsentiert, die sich vor allem an ein jugendliches Publikum richten. Eine fünfköpfige Jugendjury vergibt den Gläsernen Bär an den besten Film dieses Wettbewerbs. Die Mitglieder der Jugendjury werden auf dem gleichen Wege ermittelt, wie ihre Kollegen in der Kinderjury.

Kinderjury
Die Internationale Jury des Kinderfilmfestes entscheidet über die Vergabe des „Großen Preises des Deutschen Kinderhilfswerkes“ an den besten Spielfilm, sowie den „Spezialpreis des Deutschen Kinderhilfswerkes“ an den besten Kurzfilm. Die Preise sind mit 7.500 Euro bzw. 2.500 Euro dotiert. Die Jury besteht aus fünf internationalen Persönlichkeiten, die sich für das Kinderfilmgenre engagieren, in der Regel FilmemacherInnen, SchauspielerInnen und MitarbeiterInnen internationaler Kinder- und Jugendfilmfestivals. Sie werden von der Leitung des Kinderfilmfestes benannt und vom Direktor der Berlinale eingeladen.

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